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Jahresausstellung 2023 »Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute«

Unser Thema zum Welttag des Buches am 23. April 2023:
Christiane Marianne Ziegler (1695–1760), Schriftstellerin des 18. Jahrhunderts im Auge der Kritik
Ihre Expertin: Claudia Weiß (www.francke-halle.de/forschung)

Unsere Veranstaltungstipps im Begleitprogramm im April/Mai

24. April, 19.00 Uhr
Wer hat hier die Hosen an? Ein literarisch-historischer Abend zu Geschlechterrollen und -konflikten im 18. Jahrhundert mit der Autorin Angela Steidele

16. Mai 2023, 18.00 Uhr
Persönlichkeiten im Gespräch mit dem Autor Ingo Schulze
Gegen ein lähmendes »Weiter so«
Veranstaltung in Kooperation mit MDR Kultur


Die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen 2023 unter dem Titel »Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute« erlaubt auf der historischen Streitarena Marktplatz einen Einblick in die Streitkultur der Frühen Neuzeit. Der Marktplatz war der öffentliche Ort, an dem diskutiert, gestritten und – für alle sichtbar – bestraft wurde. Eine breite Medienpalette wie Flugblätter oder Flugschriften, Zeitungen oder Druckgrafiken, Parodien oder Schmähschriften wurde durch umherziehende Händler:innen angeboten und erlaubte den Marktbesucher:innen, auch an den Streitfällen weit über den eigenen Marktplatz hinaus teilzuhaben.

Eine Frau als Dichterin und Gelehrte – der Streitfall Christiane Marianne von Ziegler (1695–1760)
Kuratorin Claudia Weiß erinnert in der Ausstellung an die erfolgreiche Schriftstellerin Christiane Marianne von Ziegler, die auch als Gründerin eines der ersten literarisch-musikalischen Salons in Leipzig besonders im Licht der Öffentlichkeit stand. Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) vertonte als Thomaskantor ihre Kantatentexte und Johann Christoph Gottsched (1700 – 1766) druckte in der moralischen Wochenschrift »Die vernünftigen Tadlerinnen« ihre Artikel. 1733 verlieh ihr die Universität Wittenberg die kaiserlich privilegierte Dichterkrone einer »Poeta laureata«. Der akademische Grad erlaubte es ihr, an den Universitäten des Reiches zu lehren, was ihr einige Studenten nicht zugestehen wollten. Erniedrigende Schmähgedichte, die ihre Texte als Plagiate ausgaben und sie beschuldigten, Männer zur Unzucht und zum Ehebruch verleitet zu haben, zeigen in der Ausstellung, wie auch im Jahrhundert der Aufklärung öffentlich die Grenzen des Sagbaren überschritten wurden. Ihre Arbeit als Lyrikerin, Poetin und Autorin moralischer, ästhetischer wie auch politischer Abhandlungen verteidigte sie:

»Man wird auch kein Gesetze anführen können, welches die Weiber ausschliesset, der Weisheit nachzugehen, die man durch Wissenschaften erlangen kann. Doch ist zu beklagen, daß so bald sich nur ein edler Trieb zu der und jener Wissenschaft, bey einem oder dem andern Frauenzimmer äussert; so bald es die Feder ergreifet, […] es sich harten Urtheilen, Lästern, Schmähen, und den empfindlichsten Begegnungen ausgesetzet sehen muß.«

Christiane Marianne von Ziegler, Dies.: Vermischete Schriften in gebundener und ungebundener Rede. Göttingen: Universitäts-Buchhandlung, 1739, 394–399, hier 396

Termine im Begleitprogramm zur Jahresausstellung | April/ Mai 2023 (Auswahl)

Veranstaltungstipp
16. Mai, 18.00 Uhr
Persönlichkeiten im Gespräch mit dem Autor Ingo Schulze

Gegen ein lähmendes »Weiter so«
Einfachen Antworten misstraut er: Der Autor Ingo Schulze analysiert in seinen Romanen kritisch die Zustände in Deutschland, zuletzt die zunehmende Polarisierung und Radikalisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen. 1962 geboren, stammt er aus Mitteldeutschland, wächst in einer gläubigen Familie auf, kann sich sogar vorstellen, Pfarrer zu werden. Sein erstes Buch »Simple Storys« wurde ein Besteller, in 30 Sprachen übersetzt und ist heute Schullektüre. Ingo Schulze ist zu Gast in der Persönlichkeiten-Reihe in Kooperation mit MDR Kultur.
Historisches Waisenhaus, Freylinghausen-Saal

24. April, 19.00 Uhr
Wer hat hier die Hosen an? Ein literarisch-historischer Abend zu Geschlechterrollen und -konflikten im 18. Jahrhundert mit der Autorin Angela Steidele

Den Bezugsrahmen des Abends bilden die Jahresausstellung mit ihrem zugehörigen Katalog und der neue Roman »Aufklärung« (Insel Verlag 2022) von Angela Steidele. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß präsentieren historische Darstellungen des »Streits um die Hose« und stellen dar, wie Zeitgenossen darin den Diskurs um Geschlechterrollen spiegelten. Dieses aufnehmend, wird Angela Steidele Passagen aus ihrem Roman lesen. Sie lässt raffiniert historische Tatsachen und Fiktion ineinanderfließen, schließt so Überlieferungslücken und stellt aus feministischer Perspektive alternative Thesen über die Geschlechterrollen zur Diskussion.
Lesung in der Buchhandlung des Waisenhauses

06. Mai, 18.00 – 24.00 Uhr
Museumsnacht Halle-Leipzig

Liebe und Zwietracht im Apfelhain Museumsnacht mit Illuminationen, Führungen, Mitmachangeboten, Lyrik-Lesungen, Live-Musik und Apfelbar

Paradiesäpfel, Liebesäpfel, Zankäpfel, goldene Äpfel – die Bedeutungen des Apfels in Antike, Christentum und Popkultur sind unendlich – aber immer dreht es sich um Liebe und deren Kehrseite, Glück und Unglück liegen eng beieinander. Der Freylinghausen-Saal wird sich zur Museumsnacht in einen Apfelhain verwandeln, nehmen Sie einen Liebestrunk an der Apfelbar, lassen Sie sich auf der Gartenbank neben Amor nieder und entdecken Sie, wen sein Pfeil schon getroffen hat.

Das Thema der Nacht wird kreativ umgesetzt ebenso in Führungen durch die Wunderkammer, in Lesungen mit Schauspielstudierenden und einem Musikprogramm der Band ZweiSaiten wie auch in der Apfelarena für Kinder und Familien: Wer ist so treffsicher wie Wilhelm Tell, so gefräßig wie Raupe Nimmersatt oder so fleißig wie Goldmarie? Und hat Fußball nichts mit Liebe zu tun? In der Jahresausstellung lädt das Kurator:innenteam zu Themenführungen ins Fußballstadion, zu Musikbattles und in Streitarenen des 18. Jahrhunderts ein. Ein Highlight zur Museumsnacht ist jedes Jahr wieder das aufwendig illuminierte Gelände der historischen Schulstadt mit Gartenlokal im Lindenhof.
Historisches Waisenhaus, Historische Bibliothek, Lindenhof
Infos und Vorverkauf

07. Mai, 11.00 Uhr
Familienstunde im Museum
Zank, Zwist und Rangelei Auf den Fersen von Streithähnen in Geschichte und  Gegenwart: Was ist ein Watschenkonzert und was verbirgt sich unter einem Schandmantel?
Eintritt: 10 € (Familienkarte), Anmeldung bis 05. Mai im Infozentrum (Haus 28, infozentrum ( at ) francke-halle.de)

15. Mai, 10.00 – 16.00 Uhr
Theaterworkshop für Jugendliche
Spot on: Streit
Nicht selten ist die Öffentlichkeit ungefragt Bühne für Streitende. Hier läuft es umgekehrt: Kann man auch leise streiten und trotzdem in der letzten Reihe wahrgenommen werden?
Anmeldung erforderlich: stark( at) francke-halle.de

 

JAHRESAUSSTELLUNG DER FRANCKESCHEN STIFTUNGEN
Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute

18. März 2023 bis 04. Februar 2024
Di – So, feiertags 10 – 17 Uhr
Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale)
Eintritt 8 Euro, erm. 5 Euro, bis 18 Jahre frei
 

WISSENSCHAFTLICHER BEGLEITKATALOG
Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute.

Herausgegeben im Auftrag der Franckeschen Stiftungen von Claudia Weiß und Holger Zaunstöck. Halle 2023 (Kataloge der Franckeschen Stiftungen, 39).
200 S., 155Abb., € 28,00; ISBN 978-3-447-11977-1
Mit einer Einführung der Kurator:innen Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß und Beiträgen des hochspezialisierten interdisziplinären Expert:innen-Teams zur Ausstellung aus der Geschichts-, Medien- und Literaturwissenschaft sowie der Medienlinguistik und Kunstgeschichte.

Themenfinder für die Presse zur Jahresausstellung

Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute
Franckesche Stiftungen |18. März 2023 – 04. Februar 2024

Unser Thema zum InternationalenTag des Sports am 6. April 2023:
Fußballstadien als Streitarenen. Über ritualisierte Fankultur als Teil des Spiels
Ihr Ansprechpartner: Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker

Unser Veranstaltungstipp im Begleitprogramm im April
Montag, 24. April 2023, 19.00 Uhr, Lesung mit Angela Steidele
Wer hat hier die Hosen an? Ein literarisch-historischer Abend zu Geschlechterrollen und -konflikten im 18. Jahrhundert


Die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen 2023 nimmt unter dem Titel »Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute« die Vertreibung des Philosophen Christian Wolff (1679–1754) aus Halle vor 300 Jahren zum Anlass, um der gegenwärtigen Diskussion über die Streitkultur eine Tiefenstruktur zu geben. In sechs Ausstellungsräumen betreten die Besucher:innen drei historische und drei zeitgenössische Streitarenen. Mit der Arena Fußballstadion als Ort kontroverser Fußball- und Fankultur nehmen die Kurator:innen einen Raum des Streitens in den Blick, der für seine Streitkulturen berühmt und berüchtigt sowie in den Medien überaus präsent ist.

Fußballstadien als Streitarenen. Über ritualisierte Fankultur als Teil des Spiels

Die vor allem in den Stadien intensiv ausgelebte Beschimpfungskultur von Fußballfans stellt Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker in der Jahresausstellung und dem Essay »Streitarena Fußballstadion« im wissenschaftlichen Begleitkatalog vor. Zwischen den rivalisierenden Ultras erkennt er eine regelrechte Beschimpfungskultur, die von spontanen Pöbeleien über Sprechchöre bis hin zu aufwändigen Choreographien reicht. Ihre Fankurven sind »Schimpforte«, in denen die Grenzen des Sagbaren ausgelotet und zuweilen auch überschritten werden. Die Beschimpfungskultur wird mit dem gesamten Repertoire der zur Verfügung stehenden Ausdrucksformen ausgelebt und verteidigt. Andererseits beobachtet der Autor, dass »in den fanseitig betriebenen Blogs und Foren über diskriminierende Beschimpfungen in den Kurven auf eine Weise kritisch diskutiert [wird], die die Frage nach Sonderregeln für die Streitkultur der Fußballfans auf eine neue Weise stellt.« (Magazin der Franckeschen Stiftungen 2023, S. 29)

Termine im Begleitprogramm zur Jahresausstellung | April 2023 (Auswahl)

Veranstaltungstipp
Montag, 24. April 2023, 19.00 Uhr
Wer hat hier die Hosen an? Ein literarisch-historischer Abend zu Geschlechterrollen und -konflikten im 18. Jahrhundert mit der Autorin Angela Steidele
Lesung in der Buchhandlung des Waisenhauses

Den Bezugsrahmen des Abends bilden die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen mit ihrem zugehörigen Katalog und der neue Roman »Aufklärung« (Insel Verlag 2022) von Angela Steidele. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß präsentieren historische Darstellungen des »Streits um die Hose« und stellen dar, wie Zeitgenossen darin den Diskurs um Geschlechterrollen spiegelten. Dieses aufnehmend, wird Angela Steidele Passagen aus ihrem Roman lesen. Sie lässt raffiniert historische Tatsachen und Fiktion ineinanderfließen, schließt so Überlieferungslücken und stellt aus feministischer Perspektive alternative Thesen über die Geschlechterrollen zur Diskussion.

Ausstellungen
Jugend im Verein – Schülervereine in den Stiftungen und die ‚Vereinsleidenschaft‘ in Deutschland (1843-1936)
Kabinettausstellung in der Historischen Bibliothek
20. April – 5. November 2023
Ausstellungseröffnung Mittwoch, 19. April 2023, 18.00 Uhr

Der politische Aufbruch in der Mitte des 19. Jahrhunderts begünstigte die Entstehung von Schülervereinen. In den Stiftungen bildete sich mit elf sportlichen, drei musischen, drei wissenschaftlichen und zwei religiösen Verbindungen ein besonders reiches Vereinsleben aus. Die Ausstellung zeigt Fotos, Berichte, Plakate und Dokumente aus dem Schularchiv, die den freundschaftlichen Wettstreit, Zusammenhalt und Konkurrenz der Schülervereine zwischen 1843 und 1936 anschaulich dokumentieren.

Programm für junge Menschen
Donnerstag, 13. April 2023, 18.00 Uhr
Streitfragen: Workshop mit Dr. Hans Nenoff (Universität Jena) zur Dynamik von Konflikten und Interventionsmöglichkeiten
LeoLab (Haus 52)

Gemeinsam mit Expert:innen aus Forschung, Kunst und Gesellschaft werden an vier Abenden im LeoLab Fragen an das Phänomen Streit gestellt und in interaktiven Vorträgen unerwartete Facetten von Meinungsverschiedenheiten, Zoff und Co durchleuchtet. Zum Auftakt der Reihe blickt Hans Nenoff (Universität Jena) aus einer sprechwissenschaftlichen Perspektive auf unsere Streitkultur und gibt Einblicke in die Dynamik von Konflikten, wie sie an Fahrt gewinnen und welche Interventionsmöglichkeiten sich bieten.

Samstag, 22. April 2023, 13.00 – 17.00 Uhr
Streit zwischen den Zeilen: Lyrikworkshop für junge Erwachsene im LeoLab mit der Autorin Nadja Küchenmeister
Lyrikworkshop im LeoLab

JAHRESAUSSTELLUNG DER FRANCKESCHEN STIFTUNGEN

Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute
18. März 2023 bis 04. Februar 2024
Di – So, feiertags 10 – 17 Uhr
Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale)
Eintritt 8 Euro, erm. 5 Euro, bis 18 Jahre frei
Alle Informationen auf www.francke-halle.de
Ausstellung online: streit.francke-halle.de

WISSENSCHAFTLICHER BEGLEITKATALOG

Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute.
Herausgegeben im Auftrag der Franckeschen Stiftungen von Claudia Weiß und Holger Zaunstöck. Halle 2023 (Kataloge der Franckeschen Stiftungen, 39).
200 S., 155Abb., € 28,00; ISBN 978-3-447-11977-1

Mit einer Einführung der Kurator:innen Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß und Beiträgen des hochspezialisierten interdisziplinären Expert:innen-Teams zur Ausstellung aus der Geschichts-, Medien- und Literaturwissenschaft sowie der Medienlinguistik und Kunstgeschichte:

  • Die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen 2023 gibt der aktuellen Diskussion um die heutige Streitkultur eine historische Tiefe.
  • Schloss und Hörsaal waren die Streitarenen der Vergangenheit, heute sind es eher Screens und Fußballstadien. Ist sonst alles gleich geblieben? Signifikante Streitfälle in historischen und gegenwärtigen Streitarenen öffnen vertraute bis überraschende Assoziationsräume und laden zur Reflexion über Standpunkte und Verhaltensweisen in unserer heutigen Streitkultur ein.

SAVE THE DATE:
PRESSETERMIN MIT AUSSTELLUNGSRUNDGANG AM 16.03.2023 UM 11:00 UHR, HISTORISCHES WAISENHAUS, FRANCKEPLATZ 1
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG AM 18.03.2023 UM 11:00 UHR IM FREYLINGHAUSEN-SAAL


Streit ist ein essentieller Bestandteil unseres Lebens, unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Im digitalen Zeitalter verhandeln wir heute die rote Linie und damit die Grenzen des Sagbaren neu. Die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen 2023 nimmt die Vertreibung des Philosophen Christian Wolff (1679–1754) aus Halle vor 300 Jahren zum Anlass, um der gegenwärtigen Diskussion über die Streitkultur eine Tiefenstruktur zu geben. »In historischen und zeitgeschichtlichen Streitarenen lädt die Ausstellung ein, Streitfall für Streitfall Menschen, Medien und Mechanismen in den Blick zu nehmen, um die Sicht auf heutiges Streitgeschehen zu schärfen«, erläutern die Kurator:innen Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß das deutschlandweit einzigartige Ausstellungskonzept.

Die Besucher:innen erwartet auf 350qm Ausstellungsfläche im Historischen Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen eine aufwändig inszenierte Zeitreise mit ausgesuchten, wertvollen historischen Objekten und medialen Streitereignissen, welche Geschichte geschrieben haben. In den wörtlich zu nehmenden Streitarenen werden sie aktiv in die Streitfälle hineingezogen. Ein Streitkaraoke lädt dazu ein, realen Streitigkeiten die eigene Stimme zu verleihen, ein interaktives Spiel lässt sie Position beziehen, wenn sie Musikstücken der Avantgarde und Popkultur vernichtende Kritiken zuordnen müssen.

Der Rundgang startet mit der Skulptur »Vogel Selbsterkenntnis«, einem Bildmotiv, das im 17. und 18. Jahrhundert europaweit verbreitet war: Aus einem menschlichen Haupt wachsen Hals und nach unten geneigter Kopf eines Vogels, dessen Schnabel den Menschen in die Nase zwickt. »Er führt einen der wahrscheinlich wichtigsten Aspekte in der Geschichte des Streitens vor Augen: das Sich-an-die-eigene-Nase-Fassen, die kritische Selbstreflexion. Wir selbst sind seit jeher dafür verantwortlich, wie wir miteinander streiten«, fassen die Kurator:innen zusammen.

In den sich anschließenden Ausstellungsräumen führt die Ausstellungsgestaltung der hallischen Agentur FORMIKAT die Besucher:innen mitten hinein in drei historische und drei zeitgenössische Streitarenen, in denen signifikante Streitfälle aufgeführt werden.

Auf dem Marktplatz, einem der zentralen städtischen Orte der Frühen Neuzeit für Kommunikation, Streitgeschehen und Strafpraxis, wird unter anderem der »Streit um die Hosen« geführt: Auf historischen Grafiken ringen Mann und Frau um die Hosen als Sinnbild für die Herrschaft in Beziehung und Haus. Die zweite Streitarena Universität widmet sich dem Streitfall zwischen Christian Wolff und seinen Kontrahenten an der Theologischen Fakultät in Halle. Die Höfe stellten einen weiteren zentralen Raum der Lebenswelt des 18. Jahrhunderts dar und bilden die dritte frühneuzeitliche Streitarena: Voltaire und Friedrich II. zeigen, wie fließend die Grenze zwischen Sachkritik, persönlichen Angriffen und Verunglimpfungen verlaufen kann.

Dem 18. Jahrhundert werden drei zeitgeschichtliche Streitarenen gegenübergestellt. Diese beginnen mit der Arena Screen: Mittels unterschiedlicher Bildschirmformate werden prägnante Beispiele aus Kino, Fernsehen und den Sozialen Medien in den Blick genommen – von Spiel mir das Lied vom Tod bis zur Girlgroup Tic Tac Toe. Sound Stage, die zweite zeitgeschichtliche Arena, widmet sich den akustischen Streitkulturen. In ihr wird ein Bogen vom klassischen Konzertsaal mit dem Streitfall der ›Neuen Musik‹ bis zu auditiven Äußerungen von sozialen Konflikten und Instrumentenzerstörungen geschlagen. Das Fußballstadion schließlich ist die dritte Arena, die Streit in unserer Gegenwart behandelt. Mit dem Stadion als Ort kontroverser Fußball- und Fankultur kommt ein Raum des Streitens in den Blick, der hierfür berühmt und berüchtigt sowie in den Medien überaus präsent ist.

»Rückgreifend auf das Konzept der Invektivität bietet der Rundgang Arena für Arena Perspektiven auf soziale, mediale, sprachlich-rhetorische und körperliche Mechanismen und Phänomene der Provokation, Beleidigung und Herabsetzung und zeigt deren Folgewirkungen auf die Streitkultur auf«, ordnet der Historiker Holger Zaunstöck das Ausstellungskonzept in die aktuelle Forschung ein und ergänzt: »So regt die Schau auch nach dem Besuch zum Nachdenken und Diskutieren über das eigene Streiten an.«

JAHRESAUSSTELLUNG DER FRANCKESCHEN STIFTUNGEN

Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute
18. März 2023 bis 04. Februar 2024
Di – So, feiertags 10 – 17 Uhr
Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale)
Eintritt 6 Euro, erm. 4 Euro, bis 18 Jahre frei
Alle Informationen auf www.francke-halle.de

WISSENSCHAFTLICHER BEGLEITKATALOG

Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute.
Herausgegeben im Auftrag der Franckeschen Stiftungen von Claudia Weiß und Holger Zaunstöck. Halle 2023 (Kataloge der Franckeschen Stiftungen, 39).
200 S., 155Abb., € 28,00; ISBN 978-3-447-11977-1
Mit einer Einführung der Kurator:innen Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß und Beiträgen des hochspezialisierten interdisziplinären Expert:innen-Teams zur Ausstellung aus der Geschichts-, Medien- und Literaturwissenschaft sowie der Medienlinguistik und Kunstgeschichte:

Teil1: Streit im 18. Jahrhundert
Lea Hagedorn: Streithafte Bilder im 18. Jahrhundert. Formen-Orte-Grenzen
Stefan Borchers: Die Auseinandersetzung um Christian Wolff
Andreas Pečar: Die Fürstenhöfe als Arenen aufgeklärter Streitkultur? Voltaire und Friedrich II. von Preußen

Teil 2: Streit in Gegenwart und Zeitgeschichte
Leef Hansen&Franziska Heller: »Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte«?! Screens als mediale Arenen, Streit als Spektakel und die Positionierung der Zuschauer:innen
Anna Schürmer: Akustische Streitkulturen. Von musikalischen Dissonanzen bis zur auditiven Ebene von sozialem Dissens
Simon Meier-Vieracker: Das Fußballstadion als Streitarena

Ausstellungsbesucher:innen blicken auf ein wandgroßes Foto eines voll besetzten Fußballstadions mit einem Absperrzaun davor.

Arena Fußballstadion

©Jörg Gläscher Bild zum Download

Two visitors try out the argument karaoke at the Francke Foundations' Annual Exhibition 2023.

Streitkaraoke in der Jahresausstellung 2023

©Falk Wenzel Bild zum Download

View into the exhibition room "Marktplatz" with a historical instrument of punishment: a shame mask and a shame coat.

Blick in den Raum Marktplatz der Jahresausstellung 2023 mit Schandmaske und Schandmantel.

©Falk Wenzel Bild zum Download

View of the video screen showing the rapper FAKKT.

Rapper FAKKT auf einer Videoleinwand in der Jahresausstellung 2023 der Franckeschen Stiftungen

© Falk Wenzel Bild zum Download

Unsere Höhepunkte im Jahresprogramm

  • Ein neues Forschungsprojekt an der Stabsstelle Forschung nimmt Objekte aus dem 19. Jahrhundert in der einzigartigen Sammlung in den Blick.
  • Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert, um die Provenienz der Objekte, ihre Bedeutung für die Kultur Borneos und die museale Verwendung in Deutschland zu erforschen.
  • Pressebild zum Download
  • Pressemitteilung zum Download

110 Objekte aus der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen sollen in einem dreijährigen, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt näher erforscht werden. Die Objekte stammen aus Borneo und sind in den 1840er Jahren für die Sammlung im Historischen Waisenhaus nach Halle geschickt worden. Sie werden dort bis heute in einem seinerzeit eigens dafür hergestellten Sammlungsschrank und an den Wänden der Kammer ausgestellt.

Die Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen wurde in den Jahren 1736–41 konzipiert und gestaltet. Sie gilt heute als die einzige vollständig erhaltene Wunderkammer bürgerlichen Ursprungs aus der Frühen Neuzeit. Die Naturalia und Artefakte sind heute im Rahmen der Öffnungszeiten in den originalen Sammlungsschränken am authentischen Ort zu besichtigen.

Im 18. Jahrhundert zählte die Sammlung knapp 5.000 Objekte, die aus dem weltweiten pietistischen Netzwerk nach Halle kamen. Ein wichtiger Herkunftsort war dabei die erste protestantische Mission (seit 1706) im südindischen Tharangambadi. Hermann Agathon Niemeyer (1802–1851) knüpfte an die Sammlungstätigkeit an und entsendete über das Rheinische Missionswerk Heinrich Julius Berger (1800–1845) und Johann Michael Carl Hupe (1818–1861) als Missionare nach Borneo. Sie hatten wie die Missionare zuvor in Indien den Auftrag, Objekte für die Kunst- und Naturalienkammer nach Halle zu senden.

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden die Provenienzen und Erwerbungsumstände der Objekte analysiert, ihre ursprünglichen Zwecke in der Herkunftsgesellschaft bestimmt bzw. dazu vorliegende Angaben geprüft und ggf. erweitert. Auch die Menschen auf Borneo, von denen die Objekte stammen, sollen in den Blick genommen werden: Kommen sie zu Wort, waren Sie in die Sammlungspraxis eingebunden? Wie wurde ihre Stimme hörbar? Welche Aussagen lassen sich über die Rechtlichkeit der Erwerbungen machen? Diese und andere Fragen wird das Projekt an die 110 Objekte stellen. Das Besondere ist dabei, dass die missionarische Sammlungspraxis des 18. Jahrhunderts – der Dänisch-Halleschen Mission – über eine institutionelle Kontinuität im 19. Jahrhundert wieder aufgenommen wurde und nun in den Blick genommen wird. Denn nur diese Verknüpfung unterschiedlicher Zeitschichten der Kunst- und Naturalienkammer und ihrer öffentlichen Präsentation macht verständlich, warum die Objekte überhaupt auf Borneo akquiriert worden sind. Diese Perspektive ist damit unabdingbar für das Verständnis der Objektbiografien. »»Insgesamt leistet das Projekt einen Beitrag zur historischen Tiefenstruktur von Sammlungspraktiken deutscher Missionare unter kolonialen Herrschaftsbedingungen und damit zur Diskussion über den Zusammenhang von Wissen, Mission, Museum und Kolonialismus«, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Holger Zaunstöck.

Bereits in Vorbereitung der Antragstellung wurde der Kontakt zu den Friends of Sarawak Museum in Kuching (Malaysia) dank der Spezialistin Jutta Kelling (Hagen) geknüpft, die das Projekt unterstützen wird. Die Einrichtung wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und gilt als das älteste Museum Südostasiens. Der Kontakt soll im Projektverlauf durch Giulia Speciale ausgebaut werden, die über die Mission auf Borneo im 19. Jahrhundert ihre Promotion erarbeitet und das Projekt in den Franckeschen Stiftungen ab Dezember bearbeiten wird. Projektziel ist eine digitale Ausstellung, die die Forschungsergebnisse transparent, verständlich, mehrsprachig und frei zugänglich macht.

Alle Informationen auf www.francke-halle.de/forschung

SAVE THE DATE

Die aus Borneo stammenden Objekte in der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen

Interdisziplinärer Auftaktworkshop zu dem durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojekt

1. Februar 2024

Franckesche Stiftungen
Franckeplatz 1, Haus 52, Neubauer-Saal

Die Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen

Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr
Eintritt: 8 Euro. erm. 5 Euro, bis 18 Jahre Eintritt frei

Am 27. Oktober 2023 wird die stellvertretende Botschafterin der Republik Indien in Deutschland, Frau Rachita Bhandari, die Franckeschen Stiftungen besuchen. Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke und stellvertretende Direktorin Anneheide von Biela stellen ihr auf einem Rundgang die Geschichte der Franckeschen Stiftungen und die über 300-jährigen Beziehungen zu Indien vor. Im Zentrum des Besuchs wird der Austausch über die heutigen Kooperationsprojekte stehen:

Historischer Hintergrund:
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts plante der dänische König Friedrich IV. (1671–1730) in Tranquebar (Tharangambadi) an der Südostküste Indiens eine protestantische Mission aufzubauen. Als erste Missionare wurden Bartholomäus Ziegenbalg (1682–1719)  und Heinrich Plütschau (1677–1752), zwei Schüler August Hermann Franckes (1663–1727), an die Coromandel-Küste entsandt. 1706 erreichten sie die dänische Handelskolonie und erlernten dort neben Portugiesisch die Landessprachen Tamil und Telugu, gründeten Schulen und Sozialeinrichtungen nach dem Vorbild Halles und bauten enge Kontakte zu den Menschen vor Ort auf. Ihre vielleicht größte Leistung bestand in der Übersetzung der Bibel ins Tamilische. Dafür wurde 1712 eine komplette Druckerei inkl. Personal aus Halle nach Südindien geschickt. Dieses Ereignis gilt heute als der Startpunkt für die Verbreitung der Druckerkunst auf dem gesamten indischen Subkontinent. Bis in die 1830er Jahre wurden 80 Missionare, Ärzte und Lehrer von Halle ausgesandt, flankiert von regelmäßiger Unterstützung in Form von Geldtransfer, aber auch durch Bücher und Medizin aus den Stiftungen. Die Berichte aus der Mission erschienen in der ersten Missionszeitschrift, die bis in Johann Wolfgang von Goethes (1749–1832) Bücherregale hinein nachweisbar sind und die ein Jahrhundert lang das Bild Südindiens in Europa bestimmten. Damit gilt die Dänisch-Hallesche Mission (DHM) heute als die erste dauerhafte protestantische Mission überhaupt.

Digitalisierung und wissenschaftliche Arbeit
Die DHM hinterließ ein umfangreiches Schrifttum, das heute ca. 35.000 Manuskripte und mehrere hundert Palmblatthandschriften umfasst und im Archiv der Franckeschen Stiftungen aufbewahrt wird. Diese kulturhistorisch einzigartigen Sammlungen bieten heute die Grundlage für zahlreiche wissenschaftliche Forschungsprojekte, internationale Kooperationen und zahlreiche Publikationen im Verlag der Franckeschen Stiftungen.  Zum 300. Jubiläum der DHM im Jahr 2006 stellten die Stiftungen ihre Quellen zur Dänisch-Halleschen Mission dem Gurukul Lutheran College für die wissenschaftliche Arbeit auf Mikrofilmen zur Verfügung gestellt. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) konnten seit 2003 diese Archivbestände systematisch neu erschlossen und in einer Online-Datenbank weltweit öffentlich zugänglich gemacht werden. Regelmäßig sind indische Wissenschaftler:innen in den Franckeschen Stiftungen zu Gast.

Seit 2017: Museum für den Interkulturellen Dialog in Tharangambadi
Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes sowie in Zusammenarbeit mit der Tamil Evangelical Lutheran Church in Südindien (TELC), dem Evangelisch-Lutherischen Missionswerk Leipzig (LMW) und dem Evangelisch-lutherischen Missionswerk in Niedersachsen (ELM) ist den Franckeschen Stiftungen am originalen Schauplatz im südindischen Küstenort Tharangambadi im historischen Wohnhaus von Bartholomäus Ziegenbalg der Aufbau eines Museums zur Geschichte des interkulturellen Austauschs zwischen Indien und Europa gelungen. Seitdem finden dort regelmäßig deutsch-indische Kulturprojekte statt, um den interkulturellen Austausch auf zeitgemäße Weise lebendig zu halten.

Aktuell:
Regelmäßig konnten in den vergangenen Jahren Künstler:innen aus Indien und Deutschland diesen Brückenschlag zwischen den Museumsstandorten in Tharangambadi und Halle für ihre Arbeit nutzen. Im Februar 2024 plant die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt die Ergebnisse einer Stipendiatenausstellung im Ziegenbalg-Haus zu zeigen. Zur Eröffnung Anfang Februar wird Stiftungsdirektor Müller-Bahlke nach Indien reisen, um die nächsten Kooperationsprojekte mit indischen Partnereinrichtungen vorzubesprechen.

Derzeit feiert auf indischen Kurzfilmfestivals eine Dokumentation des deutschen Filmemachers Jens Kramer unter dem Titel »What‘s German?« über die indische Künstlerin Asma Menon Erfolge. Sie hatte 2019 drei Monate in Halle gearbeitet und nach dem Vorbild des Indienschrankes in der Kunst- und Naturalienkammer des Historischen Waisenhauses einen Deutschlandschrank im Ziegenbalg-Haus  in Tharangambadi eingerichtet.

Im Rahmen eines von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) im Rahmen des Sonderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie vom Land Sachsen-Anhalt großzügig geförderten Projektes werden bis Dezember 2023 Archivalien restauriert, die aufgrund ihres Erhaltungszustandes derzeit nicht für die Forschung zur Verfügung stehen konnten. Der Bestand umfasst die Korrespondenz der Missionsleitung in Halle, Dänemark und England sowie von Unterstützern der Mission inner- und außerhalb Deutschlands mit den Missionaren in Südindien. Ferner enthält er Unterlagen zur Ordination indischer Missionsmitarbeiter, Tagebücher und Berichte der Missionare sowie Protokolle zu Missionskonferenzen aus dem Zeitraum zwischen 1706 und 1830.

2024 soll in Kooperation mit dem Leipziger Missionswerk wieder ein/e junge/r Inder:in für ein Jahr lang im Rahmen des internationalen Bundesfreiwilligendienstes in den Franckeschen Stiftungen aufgenommen werden. Er/sie wird die Arbeit im Museum, mit den Quellen in Archiv und Bibliothek und die heutige Bildungsarbeit mit Kindern und Familien aktiv begleiten.

Wär´ ich nicht arm, wärst du nicht reich.*
Haben wir einen Gesellschaftsvertrag, der Kinder benachteiligt?

  • Unterhausdebatte in den Franckeschen Stiftungen lädt zur Diskussion mit Expert:innen über die Verteilung von Ressourcen und Privilegien mit Blick auf die Kinderarmut in Halle (Saale) ein.
  • Nur 22% der in Armut aufgewachsenen Kinder und Jugendlichen in Deutschland schaffen laut einer Bertelsmann-Studie (2021) später den Ausstieg aus ihrer Lebenssituation: Warum?
  • Ziel des Abends ist es, ein breites gesellschaftliches Bündnis zu schaffen, damit in Halle mehr Kinder und Familien gute Lebenschancen erhalten.
  • Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem SILBERSALZ Science & Media Festival 2023 im Rahmen des stadtweiten Themenjahres »Streitkultur und Zusammenhalt« statt.
  • Moderation: Kerstin Hoppenhaus (SWR, 3Sat, ZDF) und Kai Kupferschmidt (u.a. seit 2011 Korrespondent des Magazins Science)

*Zitat aus Bertold Brecht: Alfabet

Freitag, 27. Oktober 2023, 18 Uhr, Franckesche Stiftungen
Historisches Waisenhaus, Freylinghausen-Saal, Eintritt frei

Im Anschluss an die Unterhausdebatte kann bei einem Getränk noch weiter diskutiert werden.

 

Deutschland gilt als reiches Land und doch ist laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung mehr als jedes fünfte Kind und jede:r vierte Erwachsene hierzulande von Armut bedroht. In Halle ist es sogar jedes dritte Kind. Mit 62% Kinderarmut in Halle-Neustadt und 0% in Halle-Dölau nimmt die Stadt einen der Spitzenplätze auf der Ungerechtigkeitsskala ein – dort Armut – hier Wohlstand.

Dieses Ungleichgewicht ist einem so wohlhabenden und demokratischen Land nicht angemessen, dagegen muss etwas getan werden. Darin sind sich alle einig. Aber wie weit geht diese Einigkeit, wenn es um konkrete Maßnahmen geht? Wie können allen Kindern und Jugendlichen durchschnittliche Möglichkeiten und Spielräume eröffnet werden, damit sie tatsächlich an der Gesellschaft teilhaben und gesund aufwachsen? Wie gehen wir damit um, wenn es nicht nur um die moderate Umverteilung von Geld, sondern um tiefer liegende Privilegien in unserer Gesellschaft geht?

Nach dem Vorbild des britischen Unterhauses sind am 27. Oktober 2023 interessierte Hallenserinnen und Hallenser, Eltern, Pädagog:innen in Bildungseinrichtungen, Vertreter:innen der Verwaltung und Politiker:innen in den Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen eingeladen, gemeinsam mit drei Expert:innen aus Wissenschaft und Gesellschaft zu diskutieren, wie ernst es uns mit unseren Kindern ist:

Olivier David ist Journalist und Autor des persönlichen und hochaktuellen Buches »Keine Aufstiegsgeschichte«. Er erzählt aus autobiografischer Sicht das Aufwachsen in Armut in Hamburg-Altona der 1990er Jahre und lenkt den Blick auf den Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und psychischen Erkrankungen.

Johanna Mierendorff, Professorin für Sozialpädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Schwerpunkt Bildung in der frühen Kindheit, forscht aktuell u.a. zu Elterninitiativen im Kontext ethnischer und sozialer Ungleichheit.
»Wir haben in einer wissenschaftlichen Studie festgestellt, dass gerade dort, wo soziale und ethnische Vielfalt vorhanden ist, kaum Durchmischung stattfindet, die Kindergruppen in Kitas sehr homogen sind.«.

Reinhold Sackmann, Professor für Soziologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Schwerpunkt Sozialstrukturanalyse, forscht u.a. zur Lebenslaufsoziologie und zu Mechanismen der Elitebildung im deutschen Bildungssystem. Er ist Mitglied im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt.
»Mit unserer Veranstaltung wollen wir den dringenden Handlungsbedarf geltend machen und auf städtischer Ebene Wege aufzeigen, durch Veränderung von Steuerungsprozessen bei der Platzvergabe von Kitas Segregation zu vermindern.«

Die Moderation übernehmen die renommierten Wissenschaftsjournalist:innen Kerstin Hoppenhaus (SWR, 3Sat, ZDF) und Kai Kupferschmidt (u.a. seit 2011 Korrespondent des Magazins Science).

Die Veranstaltung der Franckeschen Stiftungen findet in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes, der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg und dem SILBERSALZ Science & Media Festival 2023 im Rahmen des stadtweiten Themenjahres »Streitkultur und Zusammenhalt« statt.

Infos zur Barrierefreiheit finden Sie hier: https://www.francke-halle.de/de/service/barrierefreiheit

Zum Kontext: Die städtischen Themenjahre in Halle
2023 lautet das Thema »Streitkultur und Zusammenhalt«. Die Franckeschen Stiftungen bringen sich mit einer großen Sonderausstellung sowie einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm ein. Passend zum Jahresthema möchten die Stiftungen in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes ein neues, aktives Format ausprobieren: die Unterhausdebatte. Inspiriert vom britischen Unterhaus können hier aktuelle Gesellschaftsfragen in geschütztem Rahmen kontrovers diskutiert werden. Ziel des Formates ist, Argumente auszutauschen, Polarisierung abzubauen, Verständnis zu fördern und so gesellschaftliche Brüche zu glätten. Es ist ein Format der Demokratieerprobung und -förderung.

Das Format: Die Unterhausdebatte
Das Besondere am Format Unterhausdebatte sind die Meinungsbilder und Meinungswechsel, die durch einen Platzwechsel sichtbar werden. Im Laufe der Veranstaltung werden ca. sechs Ja-/Nein-Fragen auf einer Leinwand eingeblendet und das Publikum zeigt mit der Wahl seines Sitzplatzes, ob es die jeweilige Frage bejaht oder verneint. Dafür wird der Freylinghausen-Saal mit zwei genüberliegenden Blöcken bestuhlt. Die Moderator:innen leiten die Diskussion und befragen das Publikum. Im Publikum befinden sich drei Expert:innen, deren Fachkenntnis von den Moderator:innen eingeholt wird, um Argumente für Entscheidungen zu liefern, Verständnis für andere Positionen zu schaffen oder seine eigene kritisch zu überprüfen. Von Frage zu Frage entsteht eine rege Diskussion, an der alle auf Augenhöhe teilnehmen.

325 Jahre Gründungsprivileg des Kurfürsten: Franckesche Stiftungen feiern Jubiläum als Ort der Transformation

Das »Chur-Fürstlich-Brandenburgische Privilegium« vom 19. September 1698 ist die Gründungsurkunde der Franckeschen Stiftungen. Darin erteilte Kurfürst Friedrich III. seinem Untertanen August Hermann Francke (1663–1727) die Erlaubnis, ein Waisenhaus zu bauen, Schulen zu betreiben, eine Apotheke, eine Verlagsbuchhandlung sowie eine Druckerei anzulegen und vieles mehr. Das Dokument schuf die rechtliche Grundlage für die Gestaltung der Stiftungen als weltweit wirkendes Reformwerk. Mit seinem »publiquen Werk« schuf Francke die erste öffentlich rechtliche Stiftung. Heute ist der zukunftsweisende Bildungskosmos Franckesche Stiftungen mit den über 40 kulturellen, wissenschaftlichen, sozialen und christlichen Partnereinrichtungen ein lebendiger Ort der Transformation. In einer Social Media- Kampagne #privileg325 laden die Franckeschen Stiftungen ein, mit Zitaten und Interviews den Blick auf unsere Privilegien heute und was jede/r damit bewirken kann, zu lenken. Kulturstaatsministerin Claudia Roth, der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, und der Bürgermeister der Stadt Halle, Egbert Geier, haben sich bereits daran beteiligt:

325 Jahre Franckesche Stiftungen bedeuten 325 Jahre Einsatz für Gesellschaft und Gemeinwohl: Die vielschichtigen Aktivitäten der Stiftungen, die Kultur, Bildung, Soziales und Wissenschaft miteinander verbinden, beeindrucken bis heute. Ihr Engagement für Kultur, gesellschaftliche Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit hat an Aktualität nicht verloren und ist wichtiger denn je. Daher unterstützt mein Haus die bedeutende Arbeit der Franckeschen Stiftungen mit einer jährlichen institutionellen Förderung.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth MdB

Die Franckeschen Stiftungen sind für mich ein einzigartiger Ort, an dem Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander geschaffen und immer wieder neu belebt werden. Die über dreihundertjährige Geschichte veranschaulicht eindrücklich, dass aus nur »4 Talern und 16 Groschen« ein Ort voller Wissen, vielfältigem Kulturerlebnis und Engagement für unsere Kinder und Jugendlichen werden kann. Zugleich ist in Halle ein Ort entstanden, der internationale Strahlkraft hat - damals wie heute.
Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

August Hermann Franckes Idee der „Bildung für alle“ hat das abendländische Bildungsideal nachhaltig geprägt. Dank ihm hat sich von Halle aus eine unglaubliche gesellschaftliche Transformationskraft entfaltet.

Für mich liegt hierin die große Bedeutung, die die Franckeschen Stifungen bis heute – und auch in Zukunft – haben: in ihrer Transformationskraft. Wir erleben eine Zeit, die von gewaltigen Herausforderungen und großen Umbrüchen geprägt ist. Unsere Gesellschaft ist im Wandel – und sie braucht Vorbilder und Orientierung, damit dieser Wandel gelingt. Die Stiftungen sind fraglos ein solches Vorbild; sie sind eine Institution, von der Transformation ausgegangen ist und die in den 325 Jahren seit ihrer Gründung selbst Transformation immer wieder erlebt bzw. durchlebt hat. Heute sind sie ein breit aufgestellter Bildungskosmos, der nach wie vor weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus ausstrahlt.

Sie wissen: Der Bund wird bis zum Jahr 2028 in der Stadt Halle (Saale) das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ errichten. Das Zentrum wird ein Ort, an dem Zukunftsfragen diskutiert und erforscht werden sollen. Entstehen wird es am Riebeckplatz – also nur ein paar hundert Meter entfernt von der historischen Schulstadt. Für mich sind die Franckeschen Stiftungen Vorbild und der ideale Nachbar für das Zukunftszentrum.
Egbert Geier, Bürgermeister der Stadt Halle

325 Jahre Franckesche Stiftungen – Ort der Tradition und Transformation

Der Hallesche Pietismus gilt als die wichtigste Reformbewegung nach der Reformation Martin Luthers. Franckes erklärtes Ziel war die Weltveränderung durch Bildung und Erziehung. Seine Waisen- und Bildungsanstalt, die heutigen Franckeschen Stiftungen, entwickelten sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der bedeutendsten protestantischen Bildungsstandorte Europas. Von hier erfolgte der Anstoß zu nachhaltigen gesellschaftlichen Transformationsprozessen weit über die Grenzen Europas hinaus: Erstmals eröffnete hier ein innovatives Schulsystem Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft bestmögliche Bildungschancen. Das Realschulwesen in Deutschland mit seinen praxisnahen Ausbildungskonzepten, die moderne Sozialfürsorge, die erste protestantische Mission sowie Millionen deutschsprachige Volksbibeln haben ihren Ausgangspunkt in den Franckeschen Stiftungen.

Die Franckeschen Stiftungen sind heute ein europaweit einzigartiger Bildungskosmos und mehr als ein Museum. Mit historischen Sammlungen in der einzigen, am authentischen Ort vollständig erhaltenen Kunst- und Naturalienkammer und der Historischen Bibliothek, mit Ausstellungen und einem hochkarätigen Kulturprogramm sowie pädagogischen und sozialen Projekten beteiligen sie sich an aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Demokratische Bildung, gesellschaftliche Teilhabe und nachhaltiges Handeln werden in wechselnden Beteiligungsformaten mit allen gesellschaftlichen Akteur:innen verhandelt und befördern die aktuellen gesellschaftlichen Transformationsprozesse des beginnenden 21. Jahrhunderts.

Als weltweit einzigartiges Beispiel vormoderner Sozial- und Bildungsarchitektur zählen die Franckeschen Stiftungen heute zu den bedeutendsten Baudenkmälern aus der Zeit um 1700. In buchstäblich letzter Minute konnte das barocke Gesamtensemble nach 1990 gerettet und in einem drei Jahrzehnte währenden Transformationsprozess zu einem zukunftsweisenden kulturellen Bildungskomos entwickelt werden. »Der erfolgreiche Wiederaufbau der Franckeschen Stiftungen ist ein gelungenes Beispiel für den Aufbau Ost und eine beispielhafte Leistung unserer demokratischen Gesellschaft. Er führt gleichzeitig die Kraftentfaltung aktueller Transformationsprozesse vor Augen«, unterstreicht Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke. Breite gesellschaftliche Kräfte haben sich über Jahrzehnte hinweg eingebracht. Neben öffentlichen Zuwendungen der EU, des Bundes, des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle wurden über 20 Millionen Euro aus Privathand und von vielfältigen Organisationen wie der Kirche, anderen Stiftungen und vor allem dem Freundeskreis der Franckeschen Stiftungen eingesetzt.  Der Wiederaufbau der Franckeschen Stiftungen  »bleibt vor allem eine Bürgerbewegung« betonte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (Grußwort für die Francke-Feier 2021.)

#Privileg325
Bereits ab Mitte August ist das Gründungsjubiläum Thema auf den Social Media-Kanälen. Menschen aus den Franckeschen Stiftungen, wichtige Wegbegleiter:innen und Unterstützer:innen in Deutschland und weltweit erzählen, welche Privilegien sie heute für die Gemeinschaft einsetzen und was es für sie bedeutet, mit den Franckeschen Stiftungen verbunden zu sein oder mit den Franckeschen Stiftungen im Alltag zusammen zu arbeiten. Alle sind herzlich eingeladen, sich unter dem #privielg325 an der Aktion zu beteiligen.

Der Text des Kurfürstlichen Privilegs zum Download

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir laden Sie ein, auf einem Fototermin am Mittwoch, dem 6. September um 11:15 Uhr, die internationalen Museumsdirektor:innen und -expert:innen der Alliance of Early Universal Museums (AEUM) bei ihrem Rundgang durch die Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen zu begleiten. Sie sind aus fünf europäischen Ländern zu Gast in den Franckeschen Stiftungen, um sich anlässlich der Jahrestagung der Allianz vom 5. – 8. September 2023 über zukünftige Arbeitsthemen und die Weiterentwicklung des Netzwerkes zu beraten. Zunächst werden sich die Mitgliedseinrichtungen über ihre aktuelle Arbeit austauschen, bevor am zweiten Tagungstag die Diskussion von Zukunftsthemen auf dem Programm steht: Wie fit sind frühmoderne universale Sammlungen für das 21. Jahrhundert? Der internationale Austausch zu derzeit weltweit diskutierten Themen wie dem Umgang mit kolonialem Kulturgut, der Öffnung der Sammlungen für bisher wenig präsente Besuchergruppen oder zu Projekten der Digitalisierung ist einmalig für diese in der Museumsgeschichte besonderen Sammlungen.

Zum Fototermin in der Kunst- und Naturalienkammer werden Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke und Prof. Dr. Holger Zaunstöck, Leiter der Stabsstelle Forschung, die Teilnehmer:innen durch die Sammlung führen. Im Anschluss unterzeichnen die neuen Mitglieder der Alliance, darunter die Esterházy Privatstiftung in Forchtenstein (Österreich), das Hessische Landesmuseum in Darmstadt und das Schloss Friedenstein in Gotha, ihre Mitgliedsurkunden und alle versammeln sich zu einem Gruppenfoto. Die Zusammenarbeit mit dem Gründungsmitglied aus Russland, dem Museum für Anthropologie und Ethnographie Peter der Große – Kunstkamera, ist aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine weiterhin ausgesetzt.

Im Rahmen des viertägigen Programms in Halle werden die Mitglieder der Allianz nicht nur die Franckeschen Stiftungen, ihre historischen Sammlungen und aktuellen Projekte kennenlernen, sondern auch andere Sammlungen in Halle besuchen, darunter den Botanischen Garten, dessen Gründung auf das Jahr 1698 zurückgeht, und das Zentralmagazin naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sammlungsleiter Dr. Frank Steinheimer wird Highlights der zoologischen Sammlung mit ihren ungefähr zweieinhalb Millionen, teilweise über 250 Jahre alten Präparaten in den historischen Sammlungssälen am Domplatz vorstellen. 

Die Alliance wurde am 13. Oktober 2020 aus Anlass des 25. Jubiläums der Wiedereröffnung der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen im Freylinghausen-Saal gegründet. Die Idee zur Gründung der Allianz basiert auf dem Wissen, dass die frühmodernen universalen Sammlungen in Europa auf vielfältige Weise miteinander verbunden waren. Im Verbund sollen heute aktuelle Fragen des musealen Umgangs mit überlieferten Sammlungen oder deren erhaltenen Sammlungsteilen  und der Entwicklung von Zukunftsszenarien zu ihrer Erforschung und Präsentation in einem breit aufgestellten Fachgremium diskutiert werden.

Als einzige europäische Wunderkammer des Barock ist die Kunst- und Naturalien-kammer der Franckeschen Stiftungen mit ihrer originalen Sammlung am authentischen Ort und dem historischen Mobiliar bis heute zu besichtigen und kann deswegen als vollständigste Wunderkammer gelten. »Die Einzigartigkeit der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen liegt darin, dass alle Grundkomponenten der originalen barocken Wunderkammer erhalten sind: über 3000 Objekte aus den Bereichen der Kunst und des Lebens, die passgenauen Sammlungsschränke der Kammer mit ihren beeindruckenden farbenprächtigen Bekrönungsmalereien, der originale Raum im ehemaligen Schlafsaal des Historischen Waisenhauses sowie das museumstheoretische Konzept der Präsentation aufgrund der Kataloge aus dem 18. Jahrhundert.«, erläutert Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke. Am 12. Oktober 1995 hatte er als Archivar und Historiker die Kammer nach umfangreichen Quellenrecherchen am originalen Platz wiedereröffnen können.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Dr. Kerstin Heldt und Friederike Lippold

Das Kinderhaus Maria Montessori der Franckeschen Stiftungen feiert am 02. September 2023 seinen 30. Geburtstag mit einer Festveranstaltung im Freylinghausen-Saal. »Mit getanzten, gesungenen und erzählten Geschichten wollen wir auf eine fröhliche und bewegte Zeit zurückblicken«, macht die Kitaleiterin Evelyn Altner auf das Programm neugierig. Gestaltet wird es gemeinsam von Kinderhauskindern, ihren Erzieherinnen und ehemaligen Kinderhauskindern. Im Anschluss wird es im Lindenhof ein Kinderfest für alle Beteiligten geben, das der Verein zur Förderung des Montessori- Kinderhauses e.V. mit Unterstützung des Freundeskreises der Franckeschen Stiftungen e.V. organisiert.

1993 wurde das Kinderhaus von engagierten Eltern, Pädagog:innen und Vereinsvorständen der Montessori Gesellschaft e.V. in Halle gegründet, seit 1999 ist es in Trägerschaft der Franckeschen Stiftungen wichtiger Teil des Bildungskosmos im Bereich der frühkindlichen Bildung. 2005 konnte die Einrichtung zusammen mit der Kita Amos Comenius und dem Kinderhort August Hermann Francke in das frisch sanierte, modern ausgestattete Kindertageszentrum einziehen.

»Den Kindern die Augen für die Welt zu öffnen, ist unser Wunsch – sie für das Leben zu stärken, ist unsere Aufgabe!« (Maria Montessori).

»Diesem Anspruch fühlen wir uns in unserer aktuellen Bildungsarbeit verbunden. Es passt zu unserem satzungsgemäßen Auftrag, Bildung für alle zu ermöglichen«, so Anneheide von Biela, stellvertretende Direktorin der Stiftungen. Im Kinderhaus spielen, lernen und arbeiten Kinder in vier altersgemischten Gruppen. Nach dem Ansatz der Reformpädagogin Maria Montessori (1870–1952) werden sie ihrem Alter, ihren Neigungen, ihren Fähigkeiten und ihrem Entwicklungsstand entsprechend begleitet und Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und Unabhängigkeit gestärkt. Die Bildungs- und Lernangebote greifen die gesellschaftlich aktuellen Themen der kulturellen Jahresprogramme der Franckeschen Stiftungen auf. Zusammen mit den Partnereinrichtungen auf dem Gelände, wie der Stiftungspfarrerin oder dem Kinderkreativzentrum Krokoseum, werden Höhepunkte des Jahreskreises, wie das Erntedankfest, das Martinsfest oder die jährliche Schulanfängeraktion entwickelt und umgesetzt. Seit 1996 ist das Kinderhaus anerkannte Hospitationsstätte für die Montessori-Ausbildung und seit einigen Jahren finden die zweijährigen Kurse direkt in der Montessori Schule und dem Kinderhaus der Franckeschen Stiftungen statt. Kooperationen bestehen seit einigen Jahren auch zu Sekundarschulen und berufsbildenden Schulen der Stadt Halle. »Es ist uns wichtig, junge Menschen für den Beruf des/r Erzieher:in zu begeistern«, begründet Leiterin Evelyn Altner das besondere Engagement.

Bis zu 120 Kinder im Alter von einem Jahr bis zum Schuleintritt werden heute in der Einrichtung betreut. Jeder der vier Gruppen stehen zwei Gruppenräume, eine Garderobe mit integrierter Kinderküche und ein Bad zur Verfügung. Im Untergeschoss können die Kinder den Bewegungsraum, ausgestattet mit Turngeräten nach dem Konzept der Bewegungspädagogin Elfriede Hengstenberg, und den Musik- und Theaterraum nutzen. Gleich am Haus öffnet sich ein großer Garten unter schattigen Bäumen. Das großzügig gestaltete Gelände lädt bei jedem Wetter zum Klettern, Toben und Spielen im Sand ein.

Der kulturelle Bildungskosmos Franckesche Stiftungen - mehr als ein Museum

Seit der Wiedergründung 1991 haben die Franckeschen Stiftungen neuen sozialen und pädagogischen Konzepten Raum gegeben. Drei Kindertagesstätten und ein Schulhort in eigener Trägerschaft, vier Schulen, darunter das renommierte Landesgymnasium Latina August Hermann Francke mit einem ausgezeichneten Musikzweig, die evangelische Grundschule Maria Montessori sowie zwei städtische Schulen, führen zusammen mit dem Kinderkreativzentrum Krokoseum, dem Pflanzgarten, dem Jugendclub TiQ und dem LeoLab für junge Menschen die Tradition der Franckeschen Stiftungen als Ort der kulturellen Wissensvermittlung und Bildung der Kinder fort. Den kulturellen Bildungskosmos der Franckeschen Stiftungen bereichert der Stadtsingechor als einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands. 2005 entstand in den Franckeschen Stiftungen das Haus der Generationen, in dem Kinder und Senior:innen gemeinsam leben und lernen. Im Dachgeschoss des ehemaligen Königlichen Pädagogiums ist das Familienzentrum der Franckeschen Stiftungen zu Hause.

 

Zum Herbst 2023 wird das Stiftsgut Stichelsdorf der Franckeschen Stiftungen um zwei Angebote reicher: In den Herbstferien 2023 wird der Kinderbauernhof Kanena in das Stiftsgut einziehen und eine Gemüsegärtnerei wird eröffnen. »Wir freuen uns über diese neuen Kooperationen, die die bestehenden Projekte aller Partner weiterführen und am historischen Ort mit neuen Impulsen füllen werden«, kündigt die stellvertretende Direktorin der Franckeschen Stiftungen, Anneheide von Biela, an.

Das Gut Stichelsdorf bei Peißen wurde von August Hermann Francke (1663–1727) im Jahr 1698 mit 100ha landwirtschaftlicher Fläche erworben, um die Selbstversorgung des Halleschen Waisenhauses zu sichern. In den 1990er Jahren konnten die Franckeschen Stiftungen das Gut von der Treuhand zurückerwerben. Syrische Flüchtlinge unterstützten seit 2016 die Arbeit des Familienkompetenzzentrums vor Ort in einer Einsatzstelle des Bundesfreiwilligendienstes und bis heute pflegt Fekrat Alhamoud - mittlerweile als Mitarbeiter der Franckeschen Stiftungen - die ausgedehnte Anlage. Der Jugendclub TiQ und das Kinderkreativzentrum Krokoseum sind regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen vor Ort. Zu einem festen Veranstaltungshöhepunkt sind die vier Mal im Jahr stattfindenden und mit viel Liebe zum Detail organisierten Familien-Hoftage des Familienkompetenzzentrums geworden.

Der Kinderbauernhof vereint in seiner pädagogischen Zielstellung Umweltbildung mit Persönlichkeitsentwicklung. Angebote gibt es für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zukünftig werden die Vereinsmitglieder den Bauerngarten und die Streuobstwiese in Stichelsdorf zusammen mit Kindern und Jugendlichen bewirtschaften, die ebenso Hühner, Kaninchen und Schafe versorgen. Nach bewährtem Konzept können die Teilnehmenden die Natur ganzheitlich erleben, mitgestalten, pflegen, ernten, kochen und genießen. Schon ab August 2023 wird der Träger des Kinderbauernhofs, der Verein Gartenwerkstadt Halle e.V., in Stichelsdorf zu Veranstaltungen einladen.

SAVE THE DATE Familien-Hoftag am 15. Juli 2023
Zunächst lädt am 15. Juli 2023 um 13–18 Uhr das Familienkompetenzzentrum wieder zum Mitmach-Hoftag für Familien nach Stichelsdorf ein. Der Nachmittag läutet die Sommerferien ein und ist unter anderem mit einer »Streitbar« und einer »Frust-Raus-Challenge« dem aktuellen Jahresthema der Franckeschen Stiftungen gewidmet. Kinder und Familien sind herzlich eingeladen, an diesem Tag das Stiftsgut mit vielen Mitmachangeboten zu erkunden. Der Eintritt ist frei.
Für den Herbst 2023 ist ein erstes großes gemeinsames Fest in Stichelsdorf geplant, an dem sich der Kinderbauernhof auf dem Stiftsgut vorstellen wird.

Als öffentlich-rechtliche Kulturstiftung bieten die Franckeschen Stiftungen vielfältigste Möglichkeiten, sich hautnah und propädeutisch mit historischen Themen zu befassen. »Mit dem neuen Angebot Geschichtslabor Vormoderne wollen wir gezielt Schüler:innen insbesondere der Sekundarstufe II aus dem ganzen Bundesgebiet einladen, selbst historische Themen zu erschließen und dabei Methodenkompetenz zu erwerben sowie neue Perspektiven auf unterschiedliche Berufsfelder zu gewinnen.«, erläutert der Stiftungsdirektor und Historiker Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke die Idee. Florian Halbauer, Leiter der Abteilung Vermittlung- Museum und Sammlungen, unterstreicht, warum das Projekt einzigartig ist: »Für die individuell zusammengestellten Projekttage der Klassen und Gruppen stehen uns im Bildungskosmos Franckesche Stiftungen einmalige Möglichkeiten zur Verfügung. Wir arbeiten am originalen Schauplatz der Geschichte mit historischen Quellen und uns stehen Geschichtsprofessor:innen, Nachwuchswissenschaftler:innen, Bibliothekar:innen, Archivar:innen und Museumsfachleute zur Seite.«

1 Ort, 3 Tage, 6 Praxismodule

Die Teilnehmenden besuchen die Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) für 1-3 Tage und werden anhand eines thematisches Schwerpunkts frühneuzeitlicher Geschichte (z.B. Frühaufklärung, Globalgeschichte, Bildungsgeschichte etc.) in die Arbeitsfelder von Historiker:innen eingeführt. In bis zu 6 Praxismodulen wird das Thema aus verschiedenen Perspektiven des wissenschaftlichen Arbeitens aufbereitet. Dazu stehen Expert:innen der Stabsstelle Forschung, des Archivs, der Bibliothek sowie des Museums mit Impulsvorträgen, Führungen, Diskussionsrunden und Werkstatt-Sequenzen im LeoLab zur Verfügung.

Anmeldungen sind ab sofort möglich!

  • DFG-geförderte, achtbändige Editionsreihe »Hallesche Pastoren in Pennsylvania 1743–1825. Eine kritische Quellenedition zu ihrer Amtstätigkeit in Nordamerika« ist im Verlag der Franckeschen Stiftungen erschienen.
  • Die Egodokumente belegen die tragende Rolle, die der Hallesche Pietismus im 18. Jahrhundert bei der Etablierung des ersten lutherischen Kirchenwesens spielte, das nicht staatlich gelenkt war.
  • Abschlusssymposium am 4./5. Mai 2023 im Historischen Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen (Franckeplatz 1)

Veranstaltungstipp

Der Pastor und der Mörder. Schuld und Sühne im Philadelphia des Jahres 1760
Präsentation der Edition mit einer Einführung von Mark Häberlein und einer theatralen Lesung von Tom Wolter

4. Mai 2023 | 18:15 Uhr | Historisches Waisenhaus (Franckeplatz 1)


Von 2013 bis 2022 war in den Franckeschen Stiftungen das sechs Jahre lang von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Editionsprojekt »Hallesche Pastoren, deutsche Siedler und lutherische Kirchengemeinden in Nordamerika. Kritische Edition und wissenschaftliche Erforschung von Briefen und Amtstagebüchern 1740–1820« angesiedelt, das von Mark Häberlein (Bamberg), Hermann Wellenreuther (Göttingen) und Thomas Müller-Bahlke (Halle) geleitet wurde. »Die in dieser Edition erschlossenen Quellen eröffnen tiefe Einblicke in die Pioniersituation der mittelatlantischen Kolonien zwischen 1743 und 1825, die sich nicht nur in kirchlichen Belangen, sondern in gesamtgesellschaftlicher, wirtschaftlicher, infrastruktureller und politischer Hinsicht so grundlegend von Europa und insbesondere von den Verhältnissen in Deutschland unterschied«, erläutert der Direktor der Franckeschen Stiftungen, Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke. Ein Abschlusssymposium am 4./5. Mai 2023 stellt den Quellenwert für die deutsch-amerikanische Geschichte zur Diskussion und würdigt überdies den im April 2021 verstorbenen Projektleiter Hermann Wellenreuther als international renommierten Historiker der atlantischen Welt.

Die Erforschung der transatlantischen Geschichte der Frühen Neuzeit erhielt ab Mitte der 1980er Jahre durch die Edition der Korrespondenzen Heinrich Melchior Mühlenbergs (1711–1787) eine besondere Akzentuierung. Er war 1741 vom zweiten Direktor der Franckeschen Stiftungen, Gotthilf August Francke (1696–1769), zunächst für drei Jahre nach Pennsylvania entsandt worden, um die stark anwachsende Zahl von lutherischen Einwanderern in der Kolonie kirchlich zu organisieren. Heute wird er als Patriarch der lutherischen Kirche in Nordamerika geehrt.

Mühlenberg folgten im Verlauf des 18. Jahrhunderts 13 weitere Theologen aus Halle. Im Rahmen des Projektes konnten ihre Egodokumente gesichtet und zur Edition vorbereitet werden. Die damit jetzt vollständig vorliegende, substantielle Erweiterung des Mühlenberg-Quellenkorpus schärft den Blick auf die tragende Rolle, die der Hallesche Pietismus im 18. Jahrhundert bei der Etablierung einer eigenständigen lutherischen Kirche in Nordamerika spielte.

Die Egodokumente der Pastoren geben grundlegende neue Erkenntnisse zur Entwicklung lutherischer Gemeinden in Pennsylvania und den benachbarten Kolonien bzw. Bundesstaaten, zur Bedeutung der Kirchengemeinden für deutsche Einwanderer, zur Stellung der lutherischen Kirche in einer multikonfessionellen Region, zur Geschichte des Pietismus in der atlantischen Welt sowie zu den wechselseitigen Perzeptionen von Protestanten in der Neuen und der Alten Welt. Sie weisen auch nach, wie außerordentlich schwierig sich der Weg dorthin gestaltete. Die abgebildeten Missverständnisse im Austausch der halleschen Pastoren mit ihren Korrespondenzpartnern in Europa illustrieren und ergänzen mit vielen Details die Gesamtschau der Ereignisse in Nordamerika, die zur allmählichen Abkoppelung und der Verselbständigung der lutherischen Kirche auf amerikanischer Seite führten. Dabei handelte es sich erstmals um ein lutherisches Kirchenwesen, das unabhängig von staatlicher Unterstützung entstand und auf demokratischen Grundprinzipien basierte. Die Zusammenhänge reichen weit über die Belange der Kirchengeschichte hinaus.

ABSCHLUSSSYMPOSIUM

Neues vom amerikanischen Weinberg: Das Halle-Pennsylvania-Projekt und die atlantische Geschichte des 18. Jahrhunderts
4. und 5. Mai 2023

Kontakt und Anmeldung
Franckesche Stiftungen
Geschäftsstelle, Sekretariat
Sophie Lorenz (lorenz@francke-halle.de)
Tel.: 0345-21 27 400

EDITION

Hallesche Pastoren in Pennsylvania, 1743–1825. Eine kritische Quellenedition zu ihrer Amtstätigkeit in Nordamerika. Hg. v. Mark Häberlein, Thomas Müller-Bahlke u. Hermann Wellenreuther (†). Bearb. v. Wolfgang Splitter, Markus Berger u. Jan-Hendrik Evers. Halle 2019–2023 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien, 15/1–8).
Die Edition ist auch über den Harrassowitz-Verlag erhältlich.

Band 1: Lebensläufe und Diarien der Pastoren Peter Brunnholtz (1716–1757) und Johann Friedrich Handschuch (1714–1764).

Band 2: Lebensläufe und Diarien der Pastoren Johann Dietrich Matthias Heinzelmann (1724–1756), Justus Heinrich Christian Helmuth (1745–1825), Johann Andreas Krug (1732–1796), Johann Christoph Kunze (1744–1807), Johann Nicolaus Kurtz (1720–1794), Johann Helfrich Schaum (1721–1778), Friedrich Schulze (1726–1809), Christoph Immanuel Schulze (1740–1809), Johann Ludwig Voigt (1731–1800).

Band 3: Briefe und andere Amtsdokumente der Pastoren Peter Brunnholtz (1716–1757) und Johann Friedrich Handschuch (1714–1764).

Band 4: Briefe und andere Amtsdokumente der Pastoren Johann Dietrich Matthias Heinzelmann (1724–1756) und Justus Heinrich Christian Helmuth (1745–1825).

Band 5: Briefe und andere Amtsdokumente der Pastoren. Johann Andreas Krug (1732–1796), Johann Christoph Kunze (1744–1807) und Johann Nicolaus Kurtz (1720–1794).

Band 6: Briefe und andere Amtsdokumente der Pastoren. Johann Helfrich Schaum (1721–1778), Johann Friedrich Schmidt (1746–1812), Friedrich Schultz (1726–1809?), Christoph Immanuel Schulze (1740–1809), Johann Ludwig Voigt (1731–1800) und Johann Friedrich Weinland (1744–1807).

Band 7: Briefe und andere Amtsdokumente der Vorgesetzten und enger Mitarbeiter. Samuel Theodor Albinus (1718–1776), Johann Friedrich Borgold (1757–1829), Sebastian Andreas Fabricius (1716–1790), Gotthilf August Francke (1696–1769), Gottlieb Anastasius Freylinghausen (1719–1785), Georg Christian Knapp (1753–1825), Johann Georg Knapp (1705–1771), Johann Friedrich Nebe (1736–1812), August Hermann Niemeyer (1754–1828), Friedrich Wilhelm Pasche (1718–1792), Johann Ludwig Schulze (1734–1799), Gottlieb Friedrich Stoppelberg (1740–1797) und Friedrich Michael Ziegenhagen (1694–1776).

Band 8: Register. Archiv- und Archivalienverzeichnis. Dokumentenverzeichnisse. Lieferverzeichnis zum Medikamentenversand der Glauchaschen Anstalten. Literaturverzeichnis. Personenglossar. Personen-, Orts- und Sachgesamtregister.

 

  • Quellen belegen den Umbau der Kirche St. Georgen in Halle nach einem Feuer 1740 unter der Leitung von Gotthilf August Francke (1696 – 1769).
  • Es entstand der größte Sakralneubau Halles im 18.Jh. mit 3.000 Plätzen und der erste nachweisliche pietistische Kirchenbau im Halleschen Pietismus.
  • Das einzigartige Plankonvolut konnte jetzt erworben und in der Gesamtheit bewahrt werden.
  • Im Archiv der Franckeschen Stiftungen steht es der Forschung zur Verfügung. Wissenschaftler:innen sind höchst interessiert: Erstmals kann die Frage nach einem pietistischen Kirchenbau im internationalen Vergleich erforscht werden.

24. April 2024: Den Franckeschen Stiftungen ist es gelungen, ein einzigartiges Plankonvolut mit detaillierten Architekturzeichnungen und vielen Anmerkungen vor der Zerschlagung zu retten, das den Wiederaufbau der St. Georgenkirche mit Hilfe der Franckeschen Stiftungen belegt. Architektonische Details und Sichtachsen zeigen: Hier entstand erstmals ein neuartiger Sakralbau nach den Ideen des Halleschen Pietismus.

Für die Stadtgeschichte Halles ist die St. Georgenkirche von herausragender Bedeutung. Dort hatte in der Reformationszeit bereits Thomas Müntzer gepredigt. Für den Halleschen Pietismus wurde der Bau dann zum kirchlichen Zentrum. Hier trat August Hermann Francke (1663 – 1727) am 7. Februar 1692 sein Amt als Pfarrer an und legte in Sichtweite vor dem Rannischen Tor der Stadt Halle 1698 den Grundstein für sein Lebenswerk: das Hallesche Waisenhaus, die späteren Franckeschen Stiftungen. 1740 brannte die Georgenkirche durch einen Unfall bis auf die Grundmauern nieder. Unter der Leitung von Gotthilf August Francke, dem Sohn und Nachfolger des Stiftungsgründers, wurde ein monumentaler Kirchenneubau mit einer völlig neuen, damals modernen Grundrissform geplant, der bis ins Detail an den kirchlichen Reformideen des Halleschen Pietismus ausgerichtet war. Stand den Schulkindern und Mitarbeitern der barocken Schulstadt Franckes seit 1711 der große Bet- und Singesaal für Gottesdienste, Singestunden oder Andachten zur Verfügung, wurden in dem Kirchenneubau nachweislich ganze Emporen für das Waisenhaus reserviert. Nur vier Jahre nach dem verheerenden Brand, am ersten Pfingstfeiertag 1744, weihte Gotthilf August Francke die mit 3000 Plätzen größte Kirche in der Region ein. Am 12. September 1755 wurden die Arbeiten mit der Errichtung des Turmes abgeschlossen. 

Für Wissenschaftler:innen ist der im Internet annoncierte Fund ein besonderer Schatz, an dem sich erstmals auch die Frage nach einem hochrangigen pietistischen Kirchenbau systematisch erforschen lässt: »Selten kann man den Prozess der Formfindung so vollständig und differenziert nachvollziehen«, bewertet PD Dr. phil. Meinrad v. Engelberg (Technische Universität Darmstadt) die insgesamt 31 Pläne. Dr. Thomas Grunewald, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Franckeschen Stiftungen, ergänzt: »Diese Quellen erlauben Vergleiche mit internationalen Orten im Netzwerk des Halleschen Pietismus zum Beispiel in Indien und Nordamerika. Als mögliche weitere Vergleichsbauwerke kommen die Liebfrauenkirche in Wernigerode sowie Kirchenbauten der Zeit in Dänemark in Betracht.«

 

Halle, 23.2.2023: Streit gehört zum menschlichen Miteinander wie die Sprache zur Verständigung. Je weitgreifender die Kommunikationsmöglichkeiten und der Informationsaustausch untereinander werden, desto mehr Streitpunkte treten auf, desto stärker spitzen sich Konflikte zu. Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen, ergänzt: »Streiten ist gleichzeitig für unsere Demokratie konstitutiv. Eine offene Gesellschaft lebt von der Debatte über strittige Fragen.« Aus diesem Grund machen die Franckeschen Stiftungen die Kultur des Streitens 2023 zu ihrem Jahresthema. Mit namhaften Gästen und neuen Veranstaltungsformaten rund um die Jahresausstellung nehmen sie historische und gegenwärtige Perspektiven in den Blick und liefern damit einen zentralen Beitrag zum stadtweiten Themenjahr »Streitkulturen«.

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, wird anlässlich der Francke-Feier (17. – 19. März) als erster prominenter Gast des Jahresprogramms im Freylinghausen-Saal (Festveranstaltung, 18. März, 11 Uhr) die Jahresausstellung (18. März 2023 – 4. Februar 2024) »Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute« eröffnen. Die Schau der Kurator:innen Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß gibt der Debatte um die Streitkultur eine historische Tiefe und setzt das Streiten der Gegenwart mit dem Streiten des Jahrhunderts der Aufklärung anschaulich und interaktiv in Beziehung.

Bekannte Autor:innen der Gegenwart, richtungsweisende Wissenschaftler:innen und streitfeste Fernsehmoderator:innen konnten für das gesellschaftlich hochrelevante Jahresthema begeistert werden. Ingo Schulze (Gesprächsreihe Persönlichkeiten in Kooperation mit MDR Kultur, 16. Mai) wehrt sich gegen ein lähmendes »Weiter so«. Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Paul Raabe-Vorlesung, 8. Juli) wird den kommunikativen Klimawandel analysieren und für eine Ethik des konstruktiven Streits werben. Frank Plasberg (Gesprächsreihe Persönlichkeiten, 14. November) steht für das Streiten auf Augenhöhe.

Bewährte und neue Veranstaltungsformate laden ein, historische und gegenwärtige Facetten der Streitkultur zu erleben. Zur Museumsnacht (6. Mai) »Liebe und Zwietracht im Apfelhain« wird im aufwändig illuminierten Freylinghausen-Saal ein Apfelhain zum Verweilen und Nachdenken über kulturell-literarisch tradierte Streitkulturen einladen. In Kooperation mit dem Stadtmuseum Halle nimmt Zankapfel »Hällischer Streit« (8. November) die Vertreibung des Philosophen Christian Wolff (1679 – 1754) auf und fragt danach, welche Impulse die pikante Debatte für die heutige Streit- und Konfliktkultur bietet?

Neu im Jahresprogramm ist die Unterhausdebatte, für die u.a. die Martin-Luther-Universität und das Silbersalz-Festival als Kooperationspartner gewonnen wurden. In den brennenden Fragen der Gegenwart »Streiten über das Streiten (21. Juni)« und »Kinderarmut, Chancengleichheit Bildung – welche Konzepte helfen den Jüngsten?« (27. Oktober) diskutieren alle Gäste öffentlich mit.

Im deutschlandweit einzigartigen Bildungskosmos Franckesche Stiftungen nehmen die Bildungs- und Sozialeinrichtungen - darunter u.a. das Kinderkreativzentrum Krokoseum, der Jugendclub TiQ, das Familienkompetenzzentrum, die Schulsozialarbeit und vier Kindertageseinrichtungen - das Jahresthema in vielfältiger Weise auf und integrieren es in den pädagogischen Alltag. Wettstreit als Motor für mehr Bewegung, Spiel und Spaß bietet der SV Francke 08, der im Januar sein 15-jähriges Bestehen feierte. Über 1.400 Mitglieder sind im viertgrößten Breitensportverein der Stadt Halle heute in mehr als 100 Angeboten pro Woche aktiv. Raum u.a. für Streitfragen der Kulturen öffnet das Projekt »Austauschkultur Francke« – ein Treff für ukrainische Familien. Hier werden bei Bedarf auch konkrete Hilfsangebote vermittelt. Darüber hinaus will das Projekt aber Einstiege in die Ausstellungen sowie das Kultur- und Vermittlungsprogramm ermöglichen und Auseinandersetzungen mit den Angeboten erproben.

Mit der aktuellen Beruhigung der pandemischen Lage können auch die internationalen Beziehungen der Franckeschen Stiftungen wieder aufleben. Drei Jahre nach ihrer Gründung im Freylinghausen-Saal des Historischen Waisenhauses wird die Alliance of Early Universal Museums vom 6. – 8. September zu ihrer Jahrestagung in den Franckeschen Stiftungen zusammenkommen. Namhafte Museen haben zugesagt, u.a. der Palazzo Poggi in Bologna (Italien), die Kunstkammer in Wien und die Privatstiftung Esterházy in Forchtenstein (Österreich), The Hunterian in Glasgow (Großbritannien), Teylers Museum in Haarlem (Niederlande) und die Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha (Deutschland).

Vier weitere wissenschaftliche Tagungen stehen in diesem Jahr auf dem Programm, z.B.  laden unter dem Titel »Mission Baltikum. Neue Wege in der Pietismusforschung« (Riga, 1.–3. Juni) die Nationalbibliothek Lettlands in Kooperation mit der Theologischen Fakultät der Universität Lettlands, die Franckeschen Stiftungen sowie das Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung die internationale Fachcommunity ein, erstmals gemeinsam das pietistische Handeln im Blick auf die Nationalsprachen, die Frömmigkeit, die Literatur, Pädagogik oder das Schulwesens zu fokussieren. Das Liselotte Kirchner-Stipendienprogramm fördert in diesem Jahr sieben Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Neuseeland, Italien und den USA (Portland/Missouri, Schenectady/New York). Seit 2016 wurden mit insgesamt 55 vergebenen Stipendien Forschungsprojekte aus 15 Ländern unterstützt.

Die Franckeschen Stiftungen widmen sich auch 2023 mit Nachdruck den Herausforderungen des Klimaschutzes.Dazu gehören mehrere Umbauprojekte, darunter die Installation einer ersten Photovoltaikanlage auf dem Dach des Kindertageszentrums in Zusammenarbeit mit dem städtischen Energieversorger EVH.

JAHRESMAGAZIN »streitbar«- Das Jahresprogramm im Überblick:
64 Seiten mit

  • Interviews (Dr. Romy Jaster, Philosophin und Mitbegründerin des Forums für Streitkultur),
  • Reportagen (Wettstreit im SV Francke 08),
  • Hintergründen (Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker; Prof. Dr. Gerd Schwerhoff),
  • Terminen und aktuellen Nachrichten

Ab sofort kostenlos erhältlich im Infozentrum im Francke-Wohnhaus (Di – So,
10 – 17 Uhr)

Die Pressemitteilung zum Download als pdf

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir laden Sie am Montag, dem 5. Dezember 2022 um 14 Uhr, ein, gemeinsam mit Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke ein neues Bauwerk in den Franckeschen Stiftungen einzuweihen. Südlich der Theologischen Fakultät (Haus 30), am Südwest-Ausgang der Franckeschen Stiftungen, ist für die seit vielen Jahren im Bildungskosmos angesiedelten Graswurzelbewegungen bookcrossing.com und foodsharing.de ein passgenaues Zuhause entstanden. »Die Franckeschen Stiftungen sind seit 300 Jahren ein Ort der Partizipation und des gesellschaftlichen Engagements. Leibliche und geistige Versorgung waren August Hermann Francke gleichermaßen wichtig. All dies spiegelt sich auch in dem neuen Bauwerk und seinen Funktionen wider«, erklärt Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke das Bauwerk und die damit verbundenen Funktionen.

Zum Pressetermin werden die künstlerischen Verantwortlichen vom Amt für Wunschentwicklung, Christin Deringer (Spiel- und Lerndesignerin) und Nikos Probst (Künstler und Kunstvermittler), sowie Jean Vogel (bookcrossing.com) und Ulrike Fanghänel (foodsharing.de) anwesend sein. Zusammen mit dem Projektsteuerer Hans-Jürgen Mönch stellen sie die Entwicklung und Umsetzung der Idee für das Bauwerk und die Bedingungen für die Nutzung vor.

Die »Kunst am Bau« im Rahmen der Förderung für den Abschluss des Wiederaufbaus der Franckeschen Stiftungen mit der Historischen Druckerei und der großen und kleinen Feldscheune hatte die Umsetzung der Initiative ermöglicht. Die Partner:innen fanden sich über einen Mikrowettbewerb am Designhaus der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im April 2021, den das Amt für Wunschentwicklung (https://designhaus.burg-halle.de/cpt-office/amt-fuer-wunscherfuellung/) gewonnen hatte. Corona-Pandemie und damit einhergehende Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung haben die Umsetzung verzögert.

Jetzt ist am südwestlichen Ausgang der Franckeschen Stiftungen nicht nur ein hochwertiger Raum für die Rettung von Büchern und Fairteilung von Lebensmitteln entstanden. Gleichzeitig wird mit dem neuen Bauwerk auch die räumliche Situation aufgewertet: An dem neuen Bauwerk mit Applikationen von Silhouetten aus der Wunderkammer und der Einladung zum Mitmachen in Hebräisch, Tamil, Russisch, Arabisch und Englisch »Bring, was du hast. Nimm, was du brauchst.« kann niemand beim Verlassen des Stiftungsgeländes unberührt vorbeigehen.

Wir freuen uns, Sie zum Pressetermin bei uns zu begrüßen zu dürfen,

Ihre

Dr. Kerstin Heldt und Friederike Lippold

Francke im Wandel. Franckesche Stiftungen eröffnen partizipatives Ausstellungsprojekt für die neue Dauerausstellung im Francke-Wohnhaus

  • Deutschlandweit einmaliges biografisches Ausstellungsprojekt ist konsequent partizipativ, nachhaltig und ergebnisoffen angelegt.
  • Machen Sie mit! BesucherInnen der Ausstellung stimmen für die neue Dauerausstellung über August Hermann Francke (1663–1727) ab.

Eröffnung zum Tag des offenen Denkmals am 11. September 2022, 14 Uhr

Die Franckeschen Stiftungen eröffnen zum Tag des offenen Denkmals 2022 im Francke-Wohnhaus eine Ausstellung zum Stiftungsgründer August Hermann Francke (1663–1727), mit der Kustos Dr. Claus Veltmann und die wissenschaftliche Volontärin Maria Junker kuratorisches Neuland betreten. Unter dem Titel »Francke im Wandel« verbirgt sich ein deutschlandweit einzigartiges Ausstellungsprojekt, das die BesucherInnen aktiv in die Themenauswahl für eine neu zu konzipierende, biografische Dauerausstellung einbezieht. Ergebnisoffenheit, Partizipation und Nachhaltigkeit haben sich die KuratorInnen zusammen mit dem hallischen Gestaltungsbüro FORMIKAT vorgenommen und stellen vor, wie das bis ins Detail gelingen kann. »Diese Ausstellung ist vollkommen neu: Wir verlassen konsequent den bisherigen Weg, Franckes Talente durch prominente Personen vorzustellen und nehmen gezielt die Themen, Fragen und Gedanken der AusstellungsbesucherInnen zum Stiftungsgründer auf«, beschreibt Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke den Weg zur neuen Dauerausstellung.

Partizipativ, ergebnisoffen und nachhaltig

»Der Titel Francke im Wandel steht nicht nur für den neuen Ausstellungsansatz, er setzt sich konsequent auch inhaltlich und gestalterisch in der Schau fort.« erläutert Maria Junker, die das Projekt in ihrem wissenschaftlichen Volontariat an den Franckeschen Stiftungen maßgeblich entwickelt hat. Vor mehr als einem Jahr startete sie mit der Befragung einer repräsentativen Gruppe zu den Inhalten, die in einer Francke-Ausstellung vertreten sein sollten. Daraus entwickelte das Kuratorenteam das neue Ausstellungskonzept.

Der Rundgang beginnt mit einer Bild-Klang-Installation, die an einem der bewegendsten Momente im Leben August Hermann Franckes teilhaben lässt, dem von ihm in einer Beschreibung überlieferten Erweckungserlebnis am vierten Weihnachtstag, dem 28. Dezember 1687. Hier besiegte er seine Zweifel, erlangte Gewissheit im Glauben und entschied sich für die Laufbahn als Theologe.

Dieser Einführung schließen sich die Themenstationen Familie und Gegner, Gemeinde und Spiritualität, Manager und Pädagoge, Projektemacher und Netzwerker an, mit denen der prall gefüllte Ausstellungsrundgang zum Austausch über den Stiftungsgründer, dessen Wirken und Wirkungen einlädt. Jede Themenstation wurde aus der Befragung entwickelt und fordert die BesucherInnen wiederum auf, ihre Meinung zu hinterlassen und aus ihrer Erlebniswelt zu berichten. Fragen wie »Wer stärkt Ihnen den Rücken?« oder »Welches Projekt liegt bei Ihnen seit Ewigkeiten herum?« bauen die Brücke zur Lebenswirklichkeit der Besuchenden und geben wichtige Impulse für die Dauerausstellung.

»Zeichnet sich in der Laufzeit der Ausstellung ab, dass ein Thema abgewählt wird, wird Francke im Wandel sich wandeln und wir nehmen einen der neuen Vorschläge auf.« erklärt der Kustos des Historischen Waisenhauses Dr. Claus Veltmann und ergänzt: »Ich bin gespannt, wie unsere erste Annäherung an Francke aufgenommen wird.« Dazu werden am Ende des Rundgangs die BesucherInnen eingeladen, einen kurzen Fragebogen zu beantworten. Das Ausstellungskonzept sieht auch vor, regelmäßig ausgewählte Besuchergruppen aus den Zielgruppen der Dauerausstellung zu Themenfindungsworkshops einzuladen.

Im Wandel ist zudem die Ausstellungsgestaltung, die nur mit ausgesuchten Objekten arbeitet. Das Provisorium wird zum absichtlichen Gestaltungsmerkmal. Die Verpackungskartons für die Objekte der Dauerausstellung erleben hier ihren großen Auftritt. Sie gestalten maßgeblich als variabel einsetzbares Baumaterial die Ausstellungsarchitektur. Die Zusammenarbeit mit dem lokal ansässigen Gestaltungsbüro FORMIKAT macht auch die konsequente Wiedernutzung von Materialien aus vergangenen Präsentationen möglich. Und auch das Lichtkonzept setzt ganz auf Nachhaltigkeit. Es werden durchgängig LEDs eingesetzt.

Francke im Wandel
11. September 2022–10.September 2024

Eröffnung am 11. September um 14 Uhr

Ausstellung im Francke-Wohnhaus, Haus 28
Franckesche Stiftungen, Franckeplatz 1, Haus 28

Öffnungszeiten: Di-So und feiertags 10–17 Uhr

Eintritt: frei