Zum 25. Jubiläum der Wiedereröffnung der Kunst- und Naturalienkammer nach der Sanierung des Historischen Waisenhauses gründeten die Franckeschen Stiftungen am 13. Oktober 2020 gemeinsam mit dem Museum für Anthropologie und Ethnographie »Peter der Große« - Kunstkamera in St. Petersburg (Russland) und dem Teylers Museum in Haarlem (Niederlande) und dem Wunderkammer-Experten Arthur MacGregor (Großbritannien) die »Alliance of Early Universal Museums«.
Die Idee zur Gründung der Allianz basiert auf dem Wissen, dass die frühmodernen universalen Sammlungen in Europa auf vielfältige Weise miteinander verbunden waren.
Ziel des Verbundes ist es, aktuelle Fragen des musealen Umgangs mit überlieferten Sammlungen oder deren erhaltenen Bestandteilen, der Provenienzforschung sowie der Entwicklung von Zukunftsszenarien zu ihrer Erforschung und Präsentation in einem breit aufgestellten Fachgremium zu diskutieren und zu publizieren. Frühneuzeitliche Universalsammlungen aus ganz Europa und darüber hinaus sind eingeladen, Mitglied der Allianz zu werden.
Mit dem kriegerischen Angriff Russlands auf die Ukraine, einen souveränen Staat in Europa, hat die Allianz AEUM die Zusammenarbeit mit dem Museum für Anthropologie und Ethnographie »Peter der Große« - Kunstkamera in St. Petersburg (Russland) und den russischen KollegInnen bis auf Weiteres ausgesetzt. Die fortdauernden Kriegshandlungen müssen beendet werden, um die Zusammenarbeit auf wissenschaftlichem und kulturellem Gebiet wieder möglich zu machen.
The Alliance of Early Universal Museums (AEUM), initiated jointly by the Peter the Great Museum of Anthropology and Ethnography, Kunstkamera (St. Petersburg, Russia), Franckesche Stiftungen, (Halle, Germany) and Teylers Museum (Haarlem, Netherlands), aims to revitalize the traditional values of universality, encyclopaedism and enlightenment in museum epistemology and practice.
Many early European museums – including the three AEUM founders – embody the matrix of a holistic approach that aimed to promote systematic knowledge and humanistic values as governing principles for research, publication and display.
Such universal museums, often coexisting with libraries, universities, or academies, embraced primarily the concept of Theatrum Mundi – the theatre of the world, the universe in a cabinet, the microcosm in the macrocosm – with the aim of pursuing a better understanding of mankind and its place in the (natural) world.
The Alliance aims to foster the spirit of universality, and to privilege the primacy of original material in authentic interiors and buildings. Present day debates about, for example inclusiveness and colonialism, invite a fresh and critical look at precisely this group of museums and their relevance for society today.
Cooperation between the present-day curators of these early universal museums will open up new research horizons based on long-established principles, providing keys to the study of museum histories, museological theories and the historical trajectories of collections and objects.
Old-established museums embody the functions of both preserving antiquarian and early scientific collections and of engendering new interests. The Alliance’s agenda foresees the sharing of research as well as exhibitions (both actual and virtual), for the general public and for specialized audiences.
The AEUM invites early universal museums from all over Europe from the 16 century up to 1800 to become a member and would be interested in contacting experts and researchers within the field of interest.
Gründungsmitglieder
Franckesche Stiftungen, (Halle, Deutschland) Mitglied seit 2020
Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke (Co-Sprecher)
Prof. Dr. Holger Zaunstöck
Friederike Lippold
Teylers Museum (Haarlem, Niederlande) Mitglied seit 2020
Marc de Beyer M.A. (Co-Sprecher)
Dr. Trienke van der Spek
Museum für Anthropologie und Ethnographie »Peter der Große« – Kunstkamera (St. Petersburg, Russland) Mitglied seit 2020
Mitgliedschaft ruht derzeit aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine
Prof. Dr. Andrej Golovnev
Dr. Natalja Kopaneva
Mitglieder
Museo di Palazzo Poggi (Bologna, Italien) Mitglied seit 2022
Dr. Eugenio Bertozzi
Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Deutschland)Mitglied seit 2023
Dr. Martin Faass
Stiftung Schloss Friedenstein (Gotha, Deutschland) Mitglied seit 2023
Dr. Tobias Pfeifer-Helke
Esterházy Privatsammlungen (Forchtenstein, Österreich) Mitglied seit 2023
Dr. Florian T. Bayer
Wissenschaftliche Beratung
Dr. Kim Sloan (London, Großbritannien)
Dr. Marjan Scharloo (Rotterdam, Niederlande)
Prof. Dr. Arthur MacGregor (London, Großbritannien), Member 2019–2022
Arbeitsprogramm 2023
21./22. April 2023
Workshop in den Franckeschen Stiftungen
5.–8. September 2023
Jahrestagung in den Franckeschen Stiftungen (auf Einladung)
Arbeitsprogramm 2021/22
28. Mai 2021
Workshop im Teylers Museum (Haarlem)
9./10. Juni 2022
Jahrestagung im Teylers Museum in Haarlem
Arbeitsprogramm 2020
12./13. Oktober 2020
Gründungsworkshop in den Franckeschen Stiftungen
- In der vierten Ausgabe 2020 der Zeitschrift »Kunstkamera«, hrsg. vom Museum für Anthropologie und Ethnographie Peter der Große in St. Petersburg, wurde die Gründung der Alliance veröffentlicht. Die Keynotes der Gründungsmitglieder finden Sie in der Präsentation online des Journals.
- Im Brill Verlag (Leiden/Boston) erschien im Dezember 2020 ein umfangreicher Tagungsband zur Geschichte von Teylers Stiftung in Haarlem. Das interdisziplinär angelegte und aufwendig gestaltete Buch geht zurück auf eine internationale Tagung in Haarlem 2017. Es wurde herausgegeben von den niederländischen Sammlungshistorikerinnen Ellinoor Bergvelt und Debora Meijers und untersucht zum ersten Mal diese Institution im Kontext wissenschaftlicher, museologischer, politischer, künstlerischer, religiöser und philosophischer Entwicklungen. Schlüsselmoment für die heutige Sammlung war die Entscheidung im Jahr 1779, das Testament ihres Gründers, des mennonitischen Unternehmers Pieter Teyler van der Hulst (1702-1778), frei zu interpretieren: Angeregt durch den Naturforscher Martinus van Marum beschloss der Stiftungsrat, einen eindrucksvollen Museumsraum zu errichten und eine naturwissenschaftliche Sammlung aufzubauen. Damit trat die Institution in eine Epoche ein, in der sich ältere Wissenschafts- und Sammeltraditionen mit neuen Entwicklungen hin zu einer Forschungseinrichtung und einem öffentlichen Museum für Naturgeschichte, Physik und Kunst verbanden.