Niedergang und Neubeginn unter August Hermann Niemeyer

Franckes Nachfolger führten das Werk ganz in seinem Geiste fort. Dies verhinderte jedoch, dass die Anstalten mit den rasanten geistigen und vor allem pädagogischen Entwicklungen der Aufklärung Schritt hielten. Das führte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem Niedergang: die Anstaltspädagogik wurde als rückständig kritisiert, deswegen ging die Zahl der Zöglinge dramatisch zurück. Das verstärkte die wirtschaftlichen Probleme, die der Siebenjährige Krieg den Anstalten beschert hatte noch zusätzlich.

An der Wende zum 19. Jahrhundert verstand es der hochgelehrte Theologe und weithin geschätzte Pädagoge August Hermann Niemeyer, der auch als Politiker, Dichter und Publizist Achtung errang und mit Goethe, Schiller sowie anderen Größen seiner Zeit in Verbindung stand, den Stiftungen moderne aufklärerische Impulse zu geben und sie zu neuer Blüte zu führen. Er erwirkte eine dauerhafte finanzielle Förderung durch den preußischen König. Das bedeutete aber gleichzeitig die Abkehr von der Eigenständigkeit und wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Franckeschen Stiftungen. Er führte neue Erziehungs- und Unterrichtsmethoden ein, vor allem wurden das Selbstdenken und die Selbsttätigkeit der Schüler gefördert. Diese Maßnahmen führten zu einem Anstieg der Schülerzahlen und einem erfreulichen Aufschwung der Stiftungen. Deshalb wurde Niemeyer, der Urenkel Franckes, bereits von seinen Zeitgenossen als zweiter Gründer der Stiftungen gefeiert.


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