Das gedruckte Wort und die Entwicklung einer Massenliteratur seit dem Pietismus

Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Reformation war die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern im 15. Jahrhundert. Vor allem in Form von Flugblättern und Einblattdrucken stand den Lutheranern ein Medium zur Verfügung, mit dem sie ihre Lehre schnell verbreiten konnten. Jedoch verhinderten die hohen Preise von Büchern und der Analphabetismus großer Teile der Bevölkerung eine zügige Ausweitung der Buchproduktion.

August Hermann Francke  legte neben seinen Bemühungen um eine Elementarbildung schon früh die Grundlagen für ein ausgedehntes Publikationswesen, indem er sich die Gründung einer Verlagsdruckerei und einer Buchhandlung privilegieren ließ. Dort erschienen Bücher, Zeitschriften, fremdsprachige Drucke sowie Neuausgaben zu allen Themen, die den Pietisten wichtig erschienen – weit über die Schwerpunkte der Theologie, Frömmigkeit, Mission und Pädagogik hinaus.

1710 begründete er mit der Cansteinschen Bibelanstalt eine zweite Druckerei in den Anstaltsmauern. Damit setzte er eine Kernforderung der Reformation nach massenhafter Verbreitung der Bibel um. Hier wurden jährlich in hohen Auflagen eine Ausgabe der Vollbibel und eine des Neuen Testaments in handlichem Format preisgünstig produziert. Bis zum 20. Jahrhundert gelangten über 10 Millionen Bibelexemplare von hier aus in die Welt.


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