Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute

Ausstellung

Ein zerissener Kupferstich aud Moureaus Oedipe auf dem sich zwei Menschen streiten
Zwei Besucherinnen probieren das Streitkaraoke in der Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen 2023 aus.
Blick in den Ausstellungsraum "Marktplatz" mit einer historischen Bestrafungsinstrumenten: einer Schandmaske und einem Schandmantel.
Blick auf die Videoleinwand, auf der der Rapper FAKKT zu sehen ist.
  
zur Onlineausstellung

Über das Streiten wird viel und ausgiebig gestritten. Was sind die Grenzen des Sagbaren – wo endet konstruktive Diskussion und wo beginnen persönliche Beleidigung und Herabsetzung? 2023 widmen die Franckeschen Stiftungen ihre Jahresausstellung dem schwierigen und gesellschaftlich zentralen Thema Streit und verleihen diesem historische Tiefe. Das Kurator:innenteam um Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß, Stabsstelle Forschung der Franckeschen Stiftungen, wird das Streiten der Gegenwart mit dem Streiten des Jahrhunderts der Aufklärung anhand ausgewählter Exponate und interaktiver Stationen in Beziehung setzen.

Unsere heutige und die damalige Zeit verbindet, dass die Grenzen des Sagbaren nicht festgeschrieben sind, sondern stets im Miteinander bestimmt werden müssen. Wir Menschen sind dafür verantwortlich, wie wir miteinander umgehen. Hier setzt die Ausstellung an und wird an konkreten Streitfällen, den dafür genutzten Medien sowie den beteiligten bzw. betroffenen Menschen den Mechanismen des Streits nachgehen. Das Panorama reicht dabei von historischen Bildern vom »Streit um die Hosen« zwischen den Geschlechtern über erbittert streitende Gelehrte bis zu Friedrich II. von Preußen sowie von Soundkonflikten in Oper und Rap über Herabsetzungen in Talkshows und Social Media bis zum Fußballstadion als Streitarena.

Anlass für die Ausstellung ist die 300jährige Wiederkehr der Ausweisung Christian Wolffs aus Halle und die ihr zugrundeliegende Debatte zwischen dem Philosophen und der pietistisch geprägten Theologischen Fakultät der Universität Halle.


Zur Ausstellung ist ein begleitender Katalog im Verlag der Franckeschen Stiftungen erschienen, der vor Ort im Museumsshop im Francke-Wohnhaus erhältlich ist.

WISSENSCHAFTLICHER BEGLEITKATALOG

Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute.
Herausgegeben im Auftrag der Franckeschen Stiftungen von Claudia Weiß und Holger Zaunstöck. Halle 2023 (Kataloge der Franckeschen Stiftungen, 39).
200 S., 155Abb., € 28,00; ISBN 978-3-447-11977-1

Mit einer Einführung der Kurator:innen Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß sowie von Prof. Dr. Gerd Schwerhof zum Begriff der Invektivität und Beiträgen des hochspezialisierten interdisziplinären Expert:innen-Teams zur Ausstellung aus der Geschichts-, Medien- und Literaturwissenschaft sowie der Medienlinguistik und Kunstgeschichte:

Teil1: Streit im 18. Jahrhundert

Lea Hagedorn: Streithafte Bilder im 18. Jahrhundert. Formen-Orte-Grenzen
Stefan Borchers: Die Auseinandersetzung um Christian Wolff
Andreas Pečar: Die Fürstenhöfe als Arenen aufgeklärter Streitkultur? Voltaire und Friedrich II. von Preußen

Teil 2: Streit in Gegenwart und Zeitgeschichte

Leef Hansen&Franziska Heller: »Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte«?! Screens als mediale Arenen, Streit als Spektakel und die Positionierung der Zuschauer:innen
Anna Schürmer: Akustische Streitkulturen. Von musikalischen Dissonanzen bis zur auditiven Ebene von sozialem Dissens
Simon Meier-Vieracker: Das Fußballstadion als Streitarena


Das Kurator:innenteam:
Dr. Stefan Borchers (Berlin)
Dr. Lea Hagedorn (Berlin)
Florian Halbauer (Halle)
Leef Hansen (Halle)
Prof. Dr. Franziska Heller (Halle)
Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker (Dresden)
Prof. Dr. Andreas Pečar (Halle)
Dr. Anna Schürmer (Halle)
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden)
Claudia Weiß (Halle)
Prof. Dr. Holger Zaunstöck (Halle)

Ausstellungsdesign: Formikat