Halles Kultur stärkt demokratische Grundwerte
Mit einer Banneraktion unter dem Thema „Halles Kultur zeigt Flagge“ wollen zunächst zehn hallische Kultureinrichtungen ein klares Signal für die demokratischen Grundwerte in die Öffentlichkeit tragen.
Initiator der Aktion sind die Franckeschen Stiftungen mit ihrem Direktor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke:
„Hintergrund der Kampagne ist die Wahrnehmung, dass sich in den vergangenen Monaten das politische Klima im Land verändert hat und die öffentlichen Auseinandersetzungen an Schärfe zugenommen haben. Dabei haben sich auch menschenverachtende Töne in die gesellschaftlichen Debatten gemischt, die nicht hinnehmbar sind. Diskussionen sind notwendig und willkommen, aber sie dürfen nicht den Kanon der demokratischen Grundwerte verlassen, die im Grundgesetz festgeschrieben sind und die unsere Gesellschaft zusammenhalten.“
Jede der teilnehmenden Einrichtungen wird ab dem Startschuss am 13. April 2016 ein Banner öffentlich anbringen, das an den ersten Artikel des deutschen Grundgesetzes erinnert: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Dieser Satz wird von jeder Einrichtung durch weitere ausgewählte Statements aus dem Grundgesetz ergänzt.
Theater, Oper und Orchester GmbH Halle |
Die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, die die ersten Banner der Aktion vor der Oper in Halle aufhängt, hat sich „Für die Freiheit von Kunst und Wissenschaft“, „Für soziale Teilhabe“ und „Für Asylrecht“ entschieden.
Matthias Brenner, Intendant des Neuen Theaters Halle:
„Im Grundgesetz steht 'Die Würde des Menschen ist unantastbar' und nicht, die Würde des deutschen Menschen ist unantastbar. Mit dieser Kampagne wollen wir Vertrauen stiften und am Gesamtgesicht unserer Stadt unmissverständlich mitwirken. Denn Rassismus ist verfassungswidrig und darf niemals zum Grundverständnis zivilisierter Bürger gehören.“
Stiftung Händel-Haus |
Clemens Birnbaum, Direktor:
„Mit diesem humanistischen Recht wird jedem Einzelnen die Möglichkeit gegeben, in freier Entscheidung sein Leben zu gestalten, sofern dies – ein sehr wichtiger Zusatz – nicht auf Lasten der Mitmenschen geht. In der Biografie Händels, der selbst bestimmte, als Komponist tätig zu werden, und der ebenso für sich entschied, zunächst nach Italien und später nach England zu gehen, um sich dort weiterzubilden, zu arbeiten und zu leben, spiegelt sich dieses Freiheitsrecht exemplarisch wider. Möglicherweise ging er deshalb auch nach England, weil dieses Land im Vergleich zu anderen, zentralistisch und absolutistisch regierten Staaten weit mehr Entfaltungsmöglichkeiten bot. Händel nutzte dies.“
Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt |
Manon Bursian, Vorstand der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt:
„Gleichheit heißt nicht, dass alle das Gleiche haben oder tun müssen. Der Staat soll jedoch viele mitnehmen, in dem er grundsätzlich allen ermöglicht, dass zu erreichen, was sie selbst möchten. Das ist ein weiter Weg, zu dem jeder seinen Beitrag leisten muss.“
Stadtmuseum Halle |
Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle:
„Wir leben in einer Zeit zunehmender extremer Formen globaler, regionaler und individueller Ungleichheit. Es mangelt an einer gerechten Verteilung von Ressourcen sowie einem gleichberechtigten Zugang zu sozialen und kulturellen Errungenschaften. Die Schere zwischen arm und reich spitzt sich immer mehr zu. Diese Prozesse gefährden den sozialen Frieden und die demokratischen Werte. Doch wie Menschen zusammenleben, bestimmen sie durch eigenes Tun. Politisches Handeln kann eine gerechtere (Welt)-ordnung schaffen und Notständen abhelfen.
Die im Grundgesetz garantierten Menschenrechte sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen von jedem Einzelnen gelebt werden. Dazu zählt insbesondere das solidarische Miteinander im Sinne einer gegenseitigen Hilfe und Unterstützung derjenigen, die in Not geraten sind, unabhängig von ihrer Herkunft. Dafür stehen wir als Stadtmuseum in besonderem Maße, denn der Blick in die Geschichte lehrt uns, was passiert, wenn dieses nicht geschieht und wie verwundbar dieser Grundkonsens ist.“
Kunstverein "Talstraße" e.V. |
„Die Ausstellungsprojekte des Kunstvereins 'Talstrasse' stehen seit 25 Jahren für Meinungsfreiheit und insbesondere für die Freiheit der Kunst, wie auch für interkulturellen Dialog und Toleranz. So war es uns eine große Freude und wichtiges Anliegen uns an der von den Franckeschen Stiftungen initiierten Demokratiekampagne zu beteiligen. Mit unseren Statements machen wir deutlich, dass wir als fester Bestandteil der halleschen Kulturlandschaft an der gesellschaftlichen Debatte teilnehmen.“
Naturwissenschaftliche Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg |
Dr. Frank D. Steinheimer, Leiter des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg:
"Der freie Geist der Aufklärung in Forschung und Kunst hat unsere Universität jahrhundertelang geprägt und ermöglicht noch heute unsere Forschungsleistungen und Kreativität. Ohne eine diverse Forschungskultur, ohne Input von außen, ohne auch anders denkende Menschen ist Innovation nicht möglich. Fehlende Freiheit und fehlende Toleranz führt zur Stagnation."
Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. |
Halloren- und Salinemuseum Halle |
Kunstmuseum Moritzburg |
Diakoniewerk Halle |
Das Diakoniewerk wählte „Für interkulturellen Dialog und religiöse Toleranz“. Als christliches Haus hat sich das Diakoniewerk ein Leitbild gegeben in welchem unter anderem steht:
Jeder Mensch ist einmalig. Wir wollen jeden Menschen vorurteilslos achten und seine Würde respektieren. Kein Mensch darf zum Fall oder zum Objekt herabgewürdigt werden. [...] Niemand ist im alleinigen Besitz der Wahrheit. ... Wir wollen im Gespräch ehrlich und aufrichtig um ein besseres Verständnis füreinander, um gemeinsam Lösungen und um Versöhnung ringen. Diese Sätze, nach denen die Mitarbeitenden des Diakoniewerks handeln, gelten auch und besonders auf kulturellem und religiösen Gebiet.