Jenseits der Kritik? Schmähpraktiken in der Aufklärung, Schmähpraktiken von Aufklärern

wissenschaftliche Tagung innerhalb des Jahresprogramms »streitbar«

Karrikatur ein Mann trägt ein Schild

Versteht man die Aufklärung als »Zeitalter der Philosophie«, so verbindet man mit ihr insbesondere sachbezogene Kritik und vernünftiges Räsonnement. Der Streit um die Wahrheit wird positiv abgehoben von persönlichen Angriffen und Schmähungen, letztere spielen in der Aufklärungsforschung eine eher untergeordnete Rolle. Inwiefern ändert sich unser Bild vom Zeitalter der Philosophie, wenn sich die Aufklärungsforschung weniger den kritischen Sach- und Werturteilen der Aufklärer zuwendet, sondern stattdessen diejenigen Angriffe der Aufklärer in den Blick nimmt, die gegen Personen gerichtet waren und auf deren Diffamierung, Ausgrenzung, Bloßstellung abzielten? Auf der Tagung wird dieses Thema in insgesamt fünfzehn Beiträgen interdisziplinär in den Blick genommen.

Programm

Donnerstag, 29.06.2023
14.00-14.30 Begrüßung und Einführung

I. Arena Universität
14.30-15.00 Zornitsa Radeva (Mainz): Schmähende Logiker: Auf dem Weg zur Wahrheit im frühaufklärerischen Halle
15.15-15.45 Markus Meumann (Gotha/Erfurt): Thomasius in der Hexereidebatte 1701– 1726: Aufklärung als diskursive Agonalität?
16.00-16.30 Kaffeepause
16.30-17.00 Marian Füssel (Göttingen): Der düpierte Cantzler. Akademische Schmähkultur im Zeitalter der Aufklärung
17.15-17.45 Friederike Frenzel (Dresden): Differenzierungen des Idealismus. Die Feder- Garve-Kant-Kontroverse als Stein des Anstoßes in Spätaufklärung und Zeitgeschichte

Freitag, 30.06.2023
II. Arena Res Publica Litteraria


9.00-9.30 Anett Lütteken (Zürich): Kompromittierte Kollegen: Eskalationsstufen und Argumenttransformationenim Literaturstreit zwischen Leipzig und Zürich
9.45-10.15 Konstanze Baron (Tübingen): ‚Wilde‘ Polemik oder fairer Prozess? Voltaires Angriff und Rousseaus Verteidigung – oder: asymmetrische Kriegsführung im Zeichen der Aufklärung
10.30-11.00 Kaffeepause
11.00-11.30 Damien Tricoire (Trier): Sensibilitätskultur und Polemik: Brissot gegen Chastellux
11.45-12.30 Holger Zaunstöck (Halle): Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute - Führung durch die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen
12.30-14.30 Mittagspause III. Arena Kirche und Geistlichkeit
14.30-15.00 Vera Faßhauer (Frankfurt a.M./Gotha): Zwischen Polemik und Satire: Theologisches Streiten bei Johann Konrad Dippel

IV: Medien des Streits
15.15-15.45 Lea Hagedorn (Dresden): Streitbare Bilder – Strittige Bilder. Die Karikatur in der Aufklärung
16.00-16.30 Kaffeepause
16.30-17.00 Andreas Erb (Amberg): Ein Jäger aus Kurpfalz: die Geburt des Volkslieds aus dem Geiste der Schmähung
17.15-17.45 Christoph Streb (Paris, DHI): „not your humble servant, but the contrary”: Das Genre des offenen Briefs und die Entstehung eines radikalen polemischen Stils an den Grenzen der Aufklärung in Frankreich und England (ca. 1760-1800)

Samstag, 01.07.2023
V. Politische Öffentlichkeit
9.00-9.30 Philip Hoffmann-Rehnitz (Münster): Invektive Kommunikation und öffentliche Debattenkultur im postrevolutionären England: eine Problematisierung am Beispiel von Daniel Defoe
9.45-10.15 Andreas Pečar (Halle): Ein König, ein Akademiepräsident und ein Philosoph von Welt. Wie Friedrich II. von Preußen mit dem Mittel der Schmähschrift den Ruf der preußischen Akademie der Wissenschaften verteidigen wollte
10.30-11.00 Kaffeepause
11.00-11.30 Simon Dagenais (Trier): Defamation as a political tool by and against a prince of blood: Louis-François de Bourbon-Conti
11.30-12.15 Paul Beckus (Halle): Wie Basedow seinen Rock verlor. Schmähschriften als Streit um die Meinungsführerschaft im Umfeld des Dessauer Philanthropin
13.00 Ende der Tagung und Abreise